Finanzminister Gernot Blümel bei der Pressekonferenz am Dienstag.

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Wien – Österreichs Wirtschaft wurde durch die Corona-Pandemie schwer getroffen. Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) hat die massiven Effekte auf das Wachstum bei der alldienstäglichen Pressekonferenz beziffert: Der Verlust des Bruttoinlandsprodukts (BIP) beträgt seit Beginn der Covid-Krise laut Wifo-Schätzungen rund 39 Milliarden Euro. Die Summe sei "sehr beträchtlich", sagte der Minister. Aber: "Wir können uns die Krise weiterhin leisten." Grund dafür sei die aus seiner Sicht stabile Budgetpolitik der vergangenen Jahre.

Blümel hofft zudem auf einem bevorstehende Besserung der Wirtschaftsindikatoren. Man versuche nun, aus Mobilitätsdaten Schlüsse zu ziehen, wie es weitergehen kann. Eine Auswertung jener Bewegungsdaten und des BIPs hätten gezeigt, dass es einen parallelen Verlauf zwischen beiden Entwicklungen gebe, sagte Blümel: Steige die Mobilität, würde auch die Wirtschaft wachsen. Diese Indikatoren wolle man nun in der Modellregion Vorarlberg genau beobachten. Dort sind die Mobilitätsdaten seit Beginn der Lockerungen gestiegen, nun hoffe man darauf, dass die Wirtschaftsindikatoren entsprechend nachziehen würden.

Weniger Menschen ohne Job als in der Vorwoche

Von weiteren Herausforderungen in der "gesamtwirtschaftlichen Gemengelage" sprach Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP). Nichtsdestotrotz würde sich am Arbeitsmarkt ein leicht positiver Trend abzeichnen: So sei die Zahl der Menschen ohne Job im Vergleich zur Vorwoche um 7.000 Personen geschrumpft.

Nach wie vor sind 386.000 Menschen in Österreich als arbeitslos gemeldet, weitere 75.500 befinden sich derzeit in Schulungen – hier gab es einen leichten Zuwachs. "Damit liegen wir erstmals wieder unter dem Vorjahresniveau", sagte Kocher. Auch der Abstand zum Niveau vor der Krise werde kleiner. "Wir verzeichnen nur noch 81.000 Arbeitslose mehr als 2019." Dem gegenüber stehen 70.000 Stellen, die derzeit österreichweit offen sind. Momentan befinden sich laut dem Arbeitsminister rund 486.000 Personen in Kurzarbeit.

Kocher verkündete auch eine Anhebung der Einkommensgrenzen bei Mobilitätsbeihilfen des Arbeitsmarktservice (AMS). Damit sollen mehr Menschen finanziell unterstützt werden, wenn sie weiter entfernte Jobs annehmen. Viele Betriebe würden trotz Krise nach Arbeitskräften suchen, hätten aber nicht genügend Bewerberinnen und Bewerber, sagte Kocher. Der Verwaltungsrat des AMS erhöhte am Dienstag die Einkommensgrenze für Mobilitätsförderungen von 2.300 auf 2.700 Euro brutto. Betroffene erhalten bis zu 260 Euro Fahrtkosten pro Monat ersetzt und monatlich bis zu 400 Euro Wohnkosten rückerstattet.

Schramböck will Online-Shops fördern

Neben den Corona-Hilfsmaßnahmen können Unternehmer seit Samstag auf ein E-Commerce-Förderpaket in der Höhe von 15 Millionen Euro zugreifen. Laut der aus dem Homeoffice zugeschalteten Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) soll dieses Betrieben helfen, ihre Online-Shops einzurichten oder auszubauen. Die nicht rückzuzahlenden Förderungen seien "unmittelbarer Cash", sagte die Schramböck. Übernommen werden 20 Prozent der Projektkosten von mindestens 3.000 und maximal 60.000 Euro. Seit Samstag hätten sich laut der ÖVP-Ministerin bereits 87 Händler angemeldet. Sie hofft, dass die Förderung weggeht "wie die warmen Semmeln".

Weitere fünf Millionen sollen laut der Ministerin in die digitale Förderung kleiner und mittlerer Unternehmen fließen. Dazu zählen etwa Beratungsförderungen. Die digitale Aufwertung heimischer Online-Shops sei aus Sicht von Schramböck, deren Ministerium für das vielfach kritisierte "Kaufhaus Österreich" zuständig war, dringend nötig: Von den rund 7,3 Milliarden Euro, die hierzulande im Jahr im Internet ausgegeben werden, würde laut Schramböck nur ein Prozent bei österreichischen Betrieben landen – und der Rest ins Ausland fließen. Die ÖVP-Politikerin appellierte an die Bevölkerung, zu Ostern im Inland einzukaufen. Denn: "Die Unternehmen leiden immer noch." (red, APA, 23.3.2021)