Die Überraschung war groß, als im November 2019 die EU-Jury ihre Entscheidung bekanntgab: Bad Ischl und das Salzkammergut sollen also 2024 Österreichs Beitrag zum Europäischen Kulturhauptstadtjahr neben Bodø (Norwegen) und Tartu (Estland) leisten. Die Bewerbung, damals getragen von drei regionalen Vereinen, überzeugte durch ihr Motto "Salz und Wasser", wobei unter dem "neuen Salz" in der Region Kunst und Kultur verstanden werden und der Fokus auf Wasser ökologische Nachhaltigkeit suggeriert.

Bad Ischl wird Kulturhauptstadt Europas 2024 – konkrete Pläne lassen auf sich warten.
Foto: Marion & Reinhard Hörmandinger Pressefoto

Noch mehr begeisterte die Jury aber, dass sich das Salzkammergut – wie es die Regularien im besten Fall vorsehen – als von unten getragene Bürgerinitiative bewarb. Das stand im Gegensatz zum favorisierten St. Pölten, wo die niederösterreichische Landespolitik schon frühzeitig Geld, Personal und PR lockermachte, um die erfolgreiche Bewerbung gewissermaßen von oben durchzuboxen. Als hochmütig empfanden viele die Siegesgewissheit im absoluten ÖVP-Land; man konnte die Bewerbung aber auch als gut organisiert bezeichnen.

Von Bad Ischl hörte man im Corona-Jahr 2020 lange nichts. Erst diesen Februar trat der als künstlerischer Leiter eingesetzte Theatermacher Stephan Rabl erstmals in Erscheinung und verkündete, das Projekt unter der Wortmarke "Die Originale" weiterzuführen. Die näheren Umstände blieben rätselhaft, mit konkreten Plänen konnte man ebenfalls nicht aufwarten. Hinzu kommen nun Unstimmigkeiten in Rabls Team. Sowohl involvierte ÖVP-Bürgermeister als auch der rote Aufsichtsratsvorsitzende fordern nun die Ablöse Rabls.

Noch wären solche gravierenden Kursänderungen wohl zu verkraften. Aber irgendwann ist auch straffe Organisation gefragt. Wie, das zeigt vielleicht abermals St. Pölten: Unbeirrt rief man sich dort nun als "Landeskulturhauptstadt 2024" aus. So viel Zielstrebigkeit wünschte man auch den Bad Ischlern. (Stefan Weiss, 23.3.2021)