Impfstoffe auf eigene Faust zu kaufen könnte zum Verlust der eigenen Identität führen.

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Die Durchimpfung gegen Covid-19 läuft in Europa nur schleppend. Dies machen sich offensichtlich auch Kriminelle im Darknet zunutze, wie eine Dokumentation der Sicherheitsforscher Check Point und des britischen Fernsehsenders BBC zeigt.

Impfstoffvielfalt

Mittlerweile finden sich auf diversen Darknet-Seiten mehr als 1.200 Anzeigen, die den Verkauf von Covid-19-Impfstoffen und falschen Impfzertifikaten bewerben. Dabei kann sogar zwischen unterschiedlichen Herstellern gewählt werden. Unter anderem werden offenbar Astra Zeneca, Sputnik V, der in China von Sinopharm entwickelte Impfstoff sowie das Präparat von Johnson & Johnson angeboten. Die Echtheit der Impfstoffe konnte bisher jedoch nicht verifiziert werden, heißt es im BBC-Artikel. Auffällig ist hingegen, dass der Impfstoff aus China mit 750 Dollar pro Dosis am teuersten ist. Danach Folgen Johnson & Johnson und Sputnik V für jeweils 600 Dollar.

Der Astra-Zeneca-Impfstoff gilt bei den untersuchten Angeboten als der billigste.
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Der kostengünstigste Impfstoff kommt für 500 Dollar aus Europa und ist vom Hersteller Astra Zeneca. Manch ein Anbieter setzt sogar auf Mengenrabatte und ködert potenzielle Kunden mit dem Kauf von zwei Dosen – wobei nur eine bezahlt werden muss. Es bleibt zudem die Frage offen, ob eine Auslieferung überhaupt tatsächlich erfolgt. Im Rahmen eines Testkaufs fielen die Sicherheitsforscher nämlich auf einen Betrüger hinein – der Impfstoff wurde im angegebenen Zeitraum nicht geliefert. Dabei geben die Verkäufer an, dass sie die Vakzine weltweit ausliefern könnten, mitunter sogar innerhalb von 24 Stunden.

Doch nicht nur Impfstoffe können erworben werden, berichtet die BBC, auch Testzertifikate und Impfpässe aus diversen Ländern werden angeboten. Darunter finden sich für einen Preis von 150 Dollar Zertifikate aus den USA, Spanien, Deutschland, Frankreich und Russland. Um sich ein solches Dokument ausstellen zu lassen, muss man den unbekannten Verkäufern allerdings persönliche Daten wie Vor- und Nachnamen zukommen lassen.

Bereicherung

Die Sicherheitsforscher von Check Point beobachten die Machenschaften im Darknet bereits seit Anfang des Jahres 2021. Damals tauchten bereits die ersten Werbungen in kyrillischer Schrift sowie auf Englisch auf, seitdem soll sich die Anzahl bereits verdreifacht haben. Deswegen sehen die Sicherheitsforscher auch nur eine Möglichkeit, um gegen den potenziellen Betrug vorzugehen: eine länderübergreifende Impfdokumentation mittels eines QR-Codes, damit Fälschungen schnell erkennbar sind.

Hier bietet eine Person einen Impfnachweis an.
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Der Leiter der Forschungsgruppe, Oded Vanunu, rät davon ab, sich über illegale Wege mit Impfstoffen oder Impfpässen zu versorgen: "Die Menschen müssen unbedingt verstehen, dass der Versuch, einen Impfstoff, einen Impfausweis oder ein negatives Corona-Testergebnis auf inoffiziellem Weg zu erhalten, extrem riskant ist. Hacker sind eher an ihrem Geld, ihren Informationen und ihrer Identität interessiert." (fpz, 24.3.2021)