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Der Streitwert der Klage von Immobilienunternehmer Markus Schafferer gegen Ronny Peciks Unternehmen beträgt mehr als 100 Millionen Euro.

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Dort, wo üblicherweise Touristen, Geschäftsleute und Konferenzteilnehmer herumwuseln, im Wiener Hilton am Stadtpark, bekamen Zuhörer am Dienstag Einblick in die Welt von Investoren – wenn sie zerstritten sind. Corona-bedingt findet der Prozess des Tiroler Unternehmers Markus Schafferer gegen die RTR von Investor Ronny Pecik u. a. im Hotel statt am Handelsgericht Wien statt. Ab 8.30 Uhr wurde verhandelt, ab 9 Uhr stand die Befragung des Zeugen Pecik auf dem Programm. Der nahm gleich am Zeugentischchen Platz, den Hinweis der Richterin, er müsse nicht "die ganze Zeit im Schussfeld sitzen", tat er ab, das störe ihn nicht.

Es geht um eine Transaktion von 7,6 Millionen Aktien der S-Immo im Jahr 2017. Der 42-jährige Tiroler Immobilienunternehmer Schafferer (Schafferer Holding, Pema Holding; sie entwickelt die alte Creditanstalt in Wien) behauptet in seiner Klage mit einem Streitwert von mehr als 100 Millionen Euro, er habe 2016 eine Exklusivvereinbarung mit der Anadoria Investments Ltd. des russischen Oligarchen Roman Abramovich gehabt für den Erwerb von deren 7,6 Millionen S-Immo-Aktien.

Wie gewonnen, so zerronnen

Anfang 2017 habe er Ronny Pecik gewonnen mitzumachen. Allerdings habe der den Deal am 7. April 2017 selbst gemacht. Schafferer wirft Pecik vor, die Vertraulichkeit gebrochen und Geschäftsgeheimnisse verraten zu haben und will das Aktienpaket zurück – oder 108 Millionen Euro. Die Beklagten räumen unverbindliche Gespräche ein, Vertraulichkeitsvereinbarung sei keine unterschrieben worden.

Vier Stunden sagte Pecik aus, und er zeichnete ein etwas differenziertes Bild von Schafferer. Vorgestellt worden sei ihm dieser von einem langjährigen Freund, beim ersten Treffen im Jänner 2017 habe ihm Schafferer zu seiner Überraschung eröffnet, er könne das Aktienpaket der Anadoria bringen. Dass Abramovich verkaufen wolle, sei bekannt gewesen; für ihn, Pecik, sei ein Erwerb nicht im Fokus gestanden. Es sei ein "schwieriges", ein "Sandwich-Paket gewesen", weil Erste Bank und Wiener Städtische die Kontrolle hatten.

"Schafferer konnte nicht liefern"

Die Darstellung des Klägers, er sei geradezu "euphorisch" gewesen und habe per Handschlag eingewilligt, wies Pecik, der im schwarzen Anzug und weißen Hemd gekommen war, beredt zurück. "Ich hatte Interesse. Aber ich bin es nicht gewöhnt, Geschäfte im Volumen von rund 90 Millionen Euro binnen 30 Minuten und ohne meinen Anwalt zu machen", zudem gehe ohne Stiftungsräte gar nichts. Von welcher Seite Richterin und später Beklagten- und Klägeranwälte auch fragten, Pecik blieb dabei: Schafferer habe von einer Option fürs Aktienpaket gesprochen und habe "bis zum Schluss nicht liefern können". Dass er den exklusiven Zugriff auf das Paket bringt, hätte aber der einzige Beitrag Schafferers sein sollen: "Die Optionsprämie von zwei Millionen Euro hätten wir uns geteilt, ich hätte das gesamte Eigenkapital von 30 bis 35 Millionen Euro und die Finanzierung bringen sollen", erklärte Pecik seine Sicht der Dinge.

Warum sprach er trotzdem weiterhin mit Schafferer? "Schafferer ist jung, sympathisch, dynamisch, fleißig, ich wollte ihm die Möglichkeit einräumen – nur die Optionsprämie hätte er zur Hälfte tragen sollen." Man habe dem Tiroler dann eine Vereinbarung angeboten, gemäß der ihn Schafferer nach sechs Monaten hätte rauskaufen können (und vice versa), "was hätt’ ich noch mehr tun können? Das Geschirr muss er sich daheim schon selber waschen, das kann ich nicht auch noch tun", so der gelernte Starkstromelektriker Pecik, der gemeinhin als Selfmade-Millionär tituliert wird.

Pecik fühlte sich für blöd verkauft

Zuletzt sei er "wirklich angefressen gewesen", habe den Verdacht gehabt, für blöd verkauft zu werden. Schafferer habe dem Freund, der sie zusammengebracht hatte, nämlich gesagt, "mit Ronny wird’s nichts mehr", die Sache sei für ihn erledigt. Er habe gefragt, ob der Freund andere Investoren für ihn, Schafferer, habe. "Und jetzt klagt man mich auf 100 Millionen?", sagte Pecik aus.

Wie es dann kam, dass er den Deal allein gemacht hat? Die Exchefin einer russischen Bank habe ihm am 20. März das Anadoria-Paket angeboten, nach ein paar Tagen und einer Besprechung mit einem auf Verkäuferseite Zuständigen bei Pecik in Wien (es gab Schnitzel mit Kartoffelsalat, das habe man auf Wunsch bringen lassen, gab Pecik Details aus der Geschäftsanbahnung preis) war der Deal perfekt. "Mit Schafferer hatte das nichts zu tun." Warum er das Paket dann doch nahm, obwohl es doch nicht in seinem Fokus gestanden war, wie er zuvor ausgesagt hatte? Er habe verhindern wollen, dass es ihm jemand anderer wegnimmt, so der Investor sinngemäß.

Offen für Schafferer bis zum Schluss

Wobei Pecik, der sich mit Schafferers Anwalt etliche Wortgefechte lieferte, beteuerte, dass er den Tiroler Unternehmer auch da noch ins Boot geholt hätte, "ich hätte gern das Risiko mit ihm geteilt". Er habe ihm einen Artikel über seien Deal geschickt, aber: "Zero Antwort." Pecik: "Er hätte mir ja auch schreiben können: Du falscher Hund."

Gebrochen habe Schafferer auch damals nicht mit ihm, sei vielmehr noch "drei Jahre fröhlich bei mir ein- und ausgegangen und hat Ideen für Investments präsentiert", auch daraus sei nie etwas geworden. Und dann sei die Klage gekommen. Die Verhandlung geht am Donnerstag weiter. (Renate Graber, 23.3.2021)