Die Rodung von Wäldern hat nicht nur dramatische Auswirkungen auf die Biodiversität, sondern führt auch dazu, dass immer mehr Tierkrankheiten auf Menschen überspringen.

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Sars-CoV-2 ist das derzeit meistbeachtete Beispiel einer Zoonose, also einer Infektionskrankheit, die von Tieren auf Menschen übertragen wurde. Speziesübergreifende Infektionen sind aber keine Seltenheit – und die vielfältigen Eingriffe des Menschen in die Natur machen die Entstehung neuer Zoonosen immer wahrscheinlicher, wie viele Untersuchungen zeigen.

Nun legt ein französisches Forscherteam eine neue Studie zu diesem Thema vor. Die Wissenschafter um Serge Morand vom Nationalen Zentrum für wissenschaftliche Forschung in Paris haben einen deutlichen statistischen Zusammenhang zwischen der Abholzung von Wäldern und Ausbrüchen von Zoonosen gefunden. Das zeigte sich auch, wenn auf dem entwaldeten Areal Palmölplantagen entstanden: Je größer deren Flächen wurden, desto häufiger traten Infektionskrankheiten auf. Ein weiteres Ergebnis der im Fachmagazin "Frontiers in Veterinary Science" erschienenen Studie ist, dass auch Aufforstung zu mehr Infektionen führen kann.

Kontraproduktive Monokulturen

"Wir kennen die genauen ökologischen Mechanismen noch nicht, aber wir nehmen an, dass die Wiederaufforstung hauptsächlich aus Monokultur-Wäldern besteht, die auf Kosten von Grasland angelegt werden", sagte Morand. Auch das gehe mit dem Verlust biologischer Vielfalt einher, die schrumpfenden und homogeneren Lebensräume begünstigten Krankheitserreger. Wildtiere würden dadurch krankheitsanfälliger – und seien häufiger dem Kontakt mit Menschen ausgesetzt.

Morand und seine Kollegin Claire Lajaunie untersuchten die weltweite Entwicklung in den Jahren 1990 bis 2016. Sie nutzten für ihre Analysen Daten der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) und der Weltbank. Eine Datenbank für Infektionskrankheiten hat für diesen Zeitraum mehrere Tausend Ausbrüche erfasst, bei denen Erreger direkt von tierischen Wirten auf Menschen oder beispielsweise durch Insekten vom Hauptwirt auf Menschen übertragen wurden. Ein Beispiel für die zweite Kategorie ist die Malaria, die von Stechmücken übertragen wird.

Entwaldung und Epidemien

Das Auftreten solcher Krankheiten in einem Land setzten die Wissenschafter zur Waldbedeckung des Landes, zur Fläche seiner Palmölplantagen und zu demografischen Daten in Beziehung. Sie fanden dabei einen starken Zusammenhang zwischen Entwaldung und Epidemien, etwa mit Malaria und Ebola, in tropischen Ländern wie Brasilien, Peru, Bolivien, der Demokratischen Republik Kongo, Kamerun, Indonesien, Myanmar und Malaysia. Hingegen zeigten gemäßigte Regionen wie die USA, China und Europa klare Zusammenhänge zwischen Abholzung, Aufforstung und Krankheiten wie der von Zecken übertragenen Lyme-Borreliose. (red, 24.3.2021)