Amazon überwacht seine Fahrer – und spricht von Maßnahmen zur erhöhten Sicherheit für die Mitarbeiter.

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Nachdem im Februar noch von einem Gerücht die Rede war, bestätigt sich jetzt, dass Paketauslieferer von Amazon in den USA unter permanente Kameraüberwachung gestellt wurden. Überwacht werden soll nicht nur die Identität des Fahrers, sondern unter anderem auch der genaue Fahrtweg, Geschwindigkeit und Beschleunigung.

Big Brother

Das Fachmagazin "Vice" veröffentlichte kürzlich Teile des Amazon-Vertrags, der in den USA von Mitarbeitern unterzeichnet werden muss. "Um weiter für Amazon Pakete ausliefern zu dürfen, muss den neuen Bestimmungen und der Nutzung dieser Technologien zugestimmt werden", steht im Vertrag geschrieben. Via installierter Kameras in den Autos soll sichergestellt werden, dass die Fahrer nicht übermüdet sind, aber auch, ob sie die kürzesten Routen fahren und wo sie umdrehen.

Amazon-Sprecherin Deborah Bass spricht bei den Maßnahmen von einer erhöhten Sicherheit für die Mitarbeiter. "Wir haben die Technologie von April bis Oktober 2020 getestet und haben einen markanten Anstieg bei der Sicherheit von Fahrern und anderen Verkehrsteilnehmern festgestellt. Unfälle wurden um 48 Prozent reduziert, Ablenkungen während der Fahrt um 45 Prozent." Man solle den Kritiken nicht glauben, dass die Kameras für irgendetwas anderes installiert wurden als für die Sicherheit aller Beteiligten.

Kritik nicht weit

"Wenn ein Konzern zu seinen Mitarbeitern sagt, du lieferst uns jetzt biometrische Daten oder du bist gefeuert, dann ist das nicht einvernehmlich entschieden worden", äußert sich der US-amerikanische Anwalt Adam Schwartz auf der Website "cnet", der die Mitarbeiter in dieser Sache vertritt. "Wir sind enttäuscht zu sehen, dass Amazon diesen Weg geht."

Auch einige US-Senatoren äußerten sich kürzlich in Form eines offenen Briefes an Amazon-CEO Jeff Bezos besorgt über die Entwicklung. In dem Brief wird Bezos auch gefragt, wie Amazon verhindern wolle, dass die Privatsphäre der Mitarbeiter durch die neue Überwachung verletzt wird.

Schon länger gibt es Kritik an den Arbeitsverhältnissen bei Auslieferservices. Fahrer berichten immer wieder, dass in ihren zehn Stunden dauernden Schichten nicht einmal Zeit für eine Klopause ist, wenn sie die geplanten Auslieferungen schaffen wollen. (red, 24.3.2021)