In der zweiten Welle Mitte November waren in Wien höchstens 162 Intensivbetten durch Corona-Fälle belegt. In der dritten Welle gehen Experten davon aus, dass bis 7. April in Wien etwa 260 Corona-Erkrankte ein Intensivbett benötigen.

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Wien – Das Covid-Prognosekonsortium des Gesundheitsministeriums geht davon aus, dass in Wien alleine in den nächsten zwei Wochen weitere knapp 90 Intensivbetten von Corona-Erkrankten benötigt werden. Am Mittwoch lagen in Wien 176 Corona-Infizierte in Intensivstationen – so viele wie noch nie. Bis 7. April, dem Mittwoch nach Ostern, rechnet das Expertengremium damit, dass 260 Corona-Fälle eine intensivmedizinische Betreuung brauchen.

Das bedeutet, dass in Wien weitere nicht lebensnotwendige Operationen verschoben werden müssen und die Regelversorgung für nicht an Covid erkrankte Patienten beeinträchtigt wird, um weiteren Platz und Ressourcen für Corona-Fälle zu schaffen. Und: Der städtische Gesundheitsverbund steht kurz davor, weitere Intensivbetten für Corona-Patienten zu reservieren.

Bald Stufe sieben von acht aktiviert

Aktuell befindet sich der Wiener Gesundheitsverbund auf Stufe sechs von acht des Covid-Stufenplans. In dieser sind derzeit 230 intensivmedizinische Betten für die Versorgung von Corona-Fällen reserviert, 90 davon sind Betten mit High-Flow-Oxygen-Geräten. Diese erlauben eine spezielle Sauerstoff-Therapie.

Trifft die Prognose des Expertenkonsortiums ein, müsste die Stadt Wien aber bereits in Kürze auf Stufe sieben schalten – und also weitere Betten für Covid-Intensivfälle freimachen.

Nach Angaben des städtischen Spitalsträgers wurde bereits mit der weiteren Aufstockung der Intensivkapazitäten begonnen – freilich zulasten des Regelbetriebs. Laut einer Sprecherin können dann maximal 310 Corona-Patientinnen und -patienten auf einer Intensivstation betreut werden.

Intensivstationen in Ostregion dramatisch gefordert

Laut dem Prognosekonsortium stehen neben Wien auch Niederösterreich und das Burgenland "vor beziehungsweise bei einem bisherigen Höchststand des Covid-Intensivbelags". Unabhängig von den eventuell getroffenen Maßnahmen inklusive Impfung sowie den geänderten Umweltbedingungen müsse davon ausgegangen werden, dass "sich die Zunahme des Belags in den nächsten zwei bis vier Wochen fortsetzen" wird.

Die Situation in den Intensivstationen im Osten wird sich also weiter zuspitzen. In Wien und dem Burgenland liegt der Covid-Belag in den Intensivstationen bereits an beziehungsweise "über der systemkritischen Auslastungsgrenze von 33 Prozent der gemeldeten Gesamtkapazität an Erwachsenen-Intensivbetten". Niederösterreich steht knapp davor, diese Grenze ebenfalls zu überspringen.

Die Unsicherheit der Prognose werde aber dadurch erhöht, dass zunehmende Verlegungen von Corona-Intensivpatienten, etwa von Niederösterreich nach Oberösterreich, beobachtet werden konnten. Diese würden in der Kapazitätsvorschau nicht abgebildet.

Die aggressiveren Virus-Mutationen, vor allem die britische Variante B.1.1.7., seien mittlerweile in ganz Österreich dominant – seit letzter Woche auch in Vorarlberg, wie die Experten feststellen. Laut Stadt Wien macht die britische Mutation bereits 90 Prozent aller Fälle aus, im Burgenland sind es rund 95 Prozent.

15 bis 30 Prozent der Bevölkerung immunisiert

Die Experten gehen davon aus, dass durch Impfung oder überstandene Infektion bereits 15 bis 30 Prozent der Bevölkerung immunisiert sind – "was beginnt, einen messbaren Effekt auf die Infektionsdynamik zu nehmen", wie es in der Kapazitätsvorschau heißt.

Dennoch dürften die Corona-Zahlen weiterhin ansteigen: Bis 31. März werden rund 4.500 Neuinfektionen pro Tag erwartet. Auch Vorarlberg dürfte bis Ende März bei der Sieben-Tages-Inzidenz wieder die Grenze von 100 neuen Fällen pro 100.000 Einwohner deutlich knacken, die Experten prognostizieren den Wert 119. In Wien gehen die Experten von einer fast viermal so hohen Inzidenz-Zahl aus: Erwartet wird Ende März eine Sieben-Tage-Inzidenz von rund 450 für Wien.

Österreichweit in zwei Wochen 630 Covid-Intensivfälle

Österreichweit benötigten am Mittwoch 447 Patienten und Patienten eine intensivmedizinische Betreuung. Das Covid-Prognosekonsortium geht davon aus, dass die Belegung der Covid-Intensivbetten bis 7. April auf 630 ansteigen wird. Das wäre nicht mehr weit von der bisherigen österreichweiten Höchstbelegung von knapp mehr als 700 Covid-Intensivbetten Mitte November des Vorjahrs entfernt. (David Krutzler, 24.3.2021)