Die Auslastung der Hotelkette Motel One ist 2020 Corona bedingt auf 28 Prozent im Jahresschnitt gesunken.

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Die monatelange Zwangsschließung der Hotellerie infolge der Corona-Pandemie hat auch bei Motel One tiefe Spuren hinterlassen. Erstmals in der 20-jährigen Geschichte des in München beheimateten Unternehmens hat die Budget-Design-Hotelgruppe Verluste geschrieben, und das nicht zu knapp.

Auf exakt 102 Millionen Euro haben sich die Verluste im Vorjahr addiert. Darin berücksichtigt sind staatliche Hilfen von rund vier Millionen Euro, die zum Großteil in Österreich ausbezahlt wurden. 2019 konnte Motel One noch einen Gewinn (Ergebnis vor Steuern; EBT) von 166 Millionen ausweisen. Heuer erwartet Firmengründer und CEO Dieter Müller "einen Verlust in ähnlicher Größenordnung wie 2020", wie er am Mittwoch bei der Präsentation der Bilanzzahlen in einem Videocall sagte.

9,5 Millionen Euro Verlust allein in Österreich

In Österreich, wo Müller die Expansion von Motel One in einem Joint Venture mit dem Verkehrsbüro (49 Prozent) vorantreibt, lag die durchschnittliche Auslastung der sieben Hotels (vier in Wien, zwei in Salzburg, eines in Linz) bei 28 (2019: 83) Prozent. Das EBT war mit 9,5 Millionen negativ; im Jahr davor trugen die österreichischen Standorte noch 12,5 Millionen Euro zum Gruppenerfolg bei.

In der gesamten Gruppe (75 Hotels in zehn Ländern) lag die Auslastung im Schnitt bei 28 (83) Prozent. Um ausgeglichen zu bilanzieren, sei in Pandemiezeiten eine Durchschnittsauslastung von 35 Prozent erforderlich; in "normalen" Zeiten, also ohne Kurzarbeitshilfen, erreiche man den Break-even bei einer Auslastung von 40 bis 45 Prozent, sagte Müller, der bei der Hauptversammlung im Mai in den Aufsichtsrat wechseln wird. Ihm sollen Sohn Daniel Müller sowie Stefan Lenze, beide Co-Vorstandsvorsitzende von Motel One, als Doppelspitze nachfolgen.

Verärgert über Deutschland, vergleichsweise zufrieden mit Österreich: Dieter Müller, Gründer und CEO von Motel One.
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Was Unternehmenshilfen in der schwierigen Corona-Zeit betrifft, habe "Österreich am schnellsten reagiert". In Deutschland hingegen sei es – ausgenommen die Kurzarbeit – am schlechtesten gelaufen; aus Berlin sei noch kein Geld eingelangt. Je 20 Millionen Euro für die Monate November und Dezember werden als Unterstützungszahlung erwartet.

Gestrichene Dividende

Die Zahl der Mitarbeiter ging im Berichtsjahr um rund 600 auf gut etwas mehr als 2000 zurück. Wegen Abwanderungstendenzen in andere Branchen werde die Zahl weiter abnehmen, glaubt Müller. Rund 100 Millionen an liquiden Mitteln wurden verbrannt. Als Reaktion auf die Krise und um Liquidität sicherzustellen habe man an allen möglichen Orten den Sparstift angesetzt. Dazu kamen Gehaltsverzicht, Aussetzen des Incentive-Programms für Mitarbeiter in Schlüsselpositionen und das Streichen der Dividende.

Am Expansionskurs will Müller festhalten. Nach Corona würden auch die Reisenden wieder zurückkehren, wiewohl mit weniger Geschäftsreisenden zu rechnen sei. 15 bis 20 Prozent weniger Geschäftsreisende ließen sich theoretisch durch zehn bis 13 Prozentpunkte mehr Urlaubsgäste kompensieren, sagte Müller. Inwiefern dies gelinge, werde sich weisen. Derzeit seien rund zwei Drittel der in Motel One absteigenden Gäste Geschäftsreisende, ein Drittel Leisure-Gäste, die an den Wochenenden die Betten füllen.

Wachstum auf mehr als 100 Hotels bis 2024

Bis 2024 soll die Zahl der Motel-One-Standorte in Europa jedenfalls auf 102 steigen, darunter eines in Rom. Italien ist dann das elfte Land, wo Motel One Flagge zeigt.

Bereits 2022 wird je ein Hotel in Graz (am Jakominiplatz) und Innsbruck (im P3-Turm beim Bahnhof) dazukommen. Das Haus in Graz wird 170 Zimmer, jenes in Innsbruck 240 Zimmer haben.

(Günther Strobl, 25.3.2021)