Eine nachgestellte Szene aus der Dokumentation "Tod einer Edelhure – Rosemarie Nitribitt".

Foto: Rebecca Hoppé

Rosemarie Nitribitt war ein Begriff. Schon zu Lebzeiten. Weit über Frankfurt am Main hinaus, aber vor allem nach ihrem gewaltsamen Tod im Herbst 1957. Mit schwarzem Luxuscabrio und weißem Pudel platzte das aus ärmlichen Verhältnissen stammende "Mannequin" in die Prüderie des deutschen Wirtschaftswunders und ging als Prostituierte selbstbewusst unter gut betuchten Männern auf Kundenfang. Die typische Mischung aus Bewunderung und Abscheu, die ihr entgegenschlug, spiegelt sich noch im Titel der Dokumentation Tod einer Edelhure, zu sehen heute um 20.15 Uhr auf Arte, die ihren bis heute ungelösten Kriminalfall noch einmal aufrollt.

Mit einer Journalistin und einer Kriminalpsychologin, mit Rechtsmedizinern und Kriminalisten werden die Verdächtigen, von denen keiner verurteilt wurde, noch einmal unter die Lupe genommen. Das ist vor allem deswegen so spannend wie erhellend, weil sich daraus ein kaleidoskopisches Bild der Wirtschaftswunderzeit ergibt. Einer Zeit, in der Frauen vor allem gut kochen können sollten, Prominente mit diskreter Behandlung rechnen konnten, ein Schwuler ein Zweckbündnis mit einer Prostituierten einging und das Rotlichtmilieu unbehelligt blieb. Die bemüht coolen True-Crime-Elemente samt virtueller Tatortbegehung bräuchte es da gar nicht.

Auch wenn einiges offenbleiben muss, vieles spricht dafür, dass Nitribitt dafür bezahlt hat, dass sie eines ganz sicher war: eine Provokation. (Karl Gedlicka, 25.3.2021)