9000 Flugzeuge sind derzeit weltweit nicht in der Luft, sondern irgendwo geparkt.

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Wenige Minuten braucht Robert Machtlinger, um das schwarze Corona-Jahr 2020 Revue passieren zu lassen. Jahre wird es dauern, bis sich die Luftfahrtbranche davon erholen wird. Der Einbruch des Flugverkehrs hat auch den oberösterreichischen Flugzeugzulieferer FACC in heftige Turbulenzen gestürzt.

Das Unternehmen mit Sitz in Ried/Innkreis, das Flugzeugteile an Airbus und Boeing liefert, schrieb einen operativen Verlust (Ebit) von 74,4 Millionen Euro. Im Rumpfgeschäftsjahr 2019 gab es einen Betriebsgewinn von 22,1 Millionen. Unterm Strich stand ein Nettoverlust von 77 Millionen, nach einem Gewinn von 11,1 Millionen 2019.

Zwei blaue Augen

Das Corona-Jahr 2020 habe man nicht mit einem, sondern mit zwei blauen Augen überstanden, sagt der Vorstandschef in der virtuellen Bilanzpressekonferenz. Die Krise sei für die Luftfahrtbranche tiefer als die Einbrüche nach Nine- Eleven und infolge der Finanzkrise 2008.

Der Stellenabbau von 650 Mitarbeitern sei "schmerzlich", aber unumgänglich gewesen, sagt Machtlinger. Der Sozialplan schlug mit zwölf Millionen Euro zu Buche. Den Corona-Effekt beziffert der Vorstand mit einmalig 47,6 Millionen Euro.

Ende 2020 beschäftigte FACC noch 2655 Mitarbeiter, um 700 weniger als im Jahr davor. Aus heutiger Sicht sei zwar kein neuerlicher Stellenabbau geplant, ausschließen könne man einen solchen aber bei weiteren unerwarteten Auswirkungen am Markt nicht. Dennoch werden derzeit Mitarbeiter gesucht – im technischen und im IT-Bereich.

In den Auftragsbüchern spiegelt sich die Dramatik des vergangenen Jahres nicht in vollem Umfang nieder. Viele Airlines haben zwar wegen der Krise die Abnahme neuer Flugzeuge verschoben, storniert worden seien mit 900 Jets aber vergleichsweise wenig. Zum 31. Dezember 2019 waren 13.106 nicht ausgelieferte Flugzeuge bestellt – ein Jahr später hat sich der Wert auf 12.171 Maschinen reduziert.

Langsame Erholung

Überstanden ist die Krise für die Branche noch lange nicht. In der zweiten Jahreshälfte rechnet der FACC-Vorstand aber mit einer langsamen Erholung am Markt. Vier bis fünf Jahre werde es wohl bis zu einer vollständigen Genesung dauern. Vor allem bei den größeren Flugzeugen für die Langstrecke werde das Marktniveau noch länger auf niedrigem Niveau bleiben. Rascher dürfte sich die Rückkehr zur Normalität auf die Nachfrage nach kleineren Maschinen niederschlagen.

Die Hoffnung liegt auch bei den Riedern auf der Impfung. Das Unternehmen hat in Sachen Impfstraßen aufgerüstet und könne "in wenigen Tagen starten, sobald es die nötigen Impfdosen gibt", sagt Machtlinger. Stolz ist man darauf, dass an den regelmäßig durchgeführten Tests – während der Arbeitszeit – über 99 Prozent der Mitarbeiter teilnehmen.

Für das heurige Jahr erwartet der Vorstand ein ausgeglichenes Ebit und einen Umsatz auf Vorjahresniveau, etwa halbe Milliarde Euro. Konkret ist dieser 2020 um 126,2 Millionen Euro auf 526,9 Millionen geschrumpft. Auf lange Sicht erhoffen die Oberösterreicher vom Kampf gegen den Klimawandel zusätzliches Geschäft im Leichtbau von Verkehrsflugzeugen, in der Raumfahrt und mit Passagierdrohnen. Kerngeschäft bleibe aber die Luftfahrt. Machtlinger geht davon aus, dass bis 2040 43.000 neue Flugzeuge gebaut werden. (Regina Bruckner, 24.32021)