Wer sich einem Problem nicht stellen will, der schiebt es vor sich her. So sieht auch der Umgang der Regierung mit dem heiklen Thema der Firmenpleiten aus, die mitten in der Corona-Krise mit diversen Maßnahmen auf das tiefste Niveau seit 1977 gedrückt wurden. Dazu zählt auch die Verlängerung des Insolvenzaufschubs bis Ende Juni, die bei Kreditschützern für Kopfschütteln sorgt. Sie sehen darin die künstliche Verzögerung einer überfälligen Marktbereinigung, welche die Wirtschaft künftig lähmen werde.

Das Thema Firmenpleiten wird vor sich her geschoben.
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Wohl gibt es besonders betroffene Bereiche wie die Gastronomie oder den Tourismus, wo diese Maßnahme angebracht ist. Allerdings laufen andere Teile der Wirtschaft störungsfrei oder haben wieder Tritt gefasst, sodass man dort Pleiten zulassen könnte. Es wurden nicht einmal jene Firmen abgewickelt, die schon vor Beginn der Corona-Krise reif für eine Insolvenz gewesen waren. Dazu fehlt offenbar der politische Wille.

Das liegt vielleicht an den Kratzern, die der Nimbus der ÖVP als Wirtschaftspartei erhalten hat. Im Vorjahr verzeichnete Österreich in Europa einen der stärksten Konjunktureinbrüche, dafür dürfte der Aufschwung heuer umso lahmer ausfallen. Dazu kommt der eine oder andere Bauchfleck wie beim Kaufhaus Österreich; da würden viele Firmenpleiten nicht gut ins Bild passen. Nur sollte Wirtschaftspolitik das ökonomisch Sinnvolle verfolgen und nicht das politisch Erwünschte. (Alexander Hahn, 25.3.2021)