Es läuft nicht gut bei der Umsetzung der gemeinsamen Corona-Strategie der EU. Dabei hatten sich die 27 Staats- und Regierungschefs feierlich vorgenommen, in der Not zusammenzuhalten. Sie wollten in dieser Krise ihre Kräfte bündeln, dieses tödliche Virus mit vereinten Kräften schlagen.

Davon ist derzeit wenig zu sehen. Vielen Regierungen ist das nationale Hemd näher als der europäische Rock. Und das in einer Phase der Pandemie, die gefährlicher scheint als je zuvor. Nicht umsonst liegen die Nerven derzeit in Deutschlands und in Österreichs Innenpolitik blank.

Eine Sondervorstellung des unsympathischen Nationalismus gibt es gerade beim Streit um ungleiche Verteilung von Impfstoff an die EU-Staaten. Es steht fest, dass fast ein Dutzend Staaten, vor allem in Ost- und Ostmitteleuropa, sich verspekuliert haben beim Einkauf über gemeinsame EU-Kontingente. Auch Österreich ist an einer drohenden Lücke beim Impfstoff selbst schuld, sosehr Kanzler Sebastian Kurz sich auch bemühte, das einem angeblichen "EU-Basar" zuzuschieben.

Der Ärger darüber rechtfertigt aber nicht die Häme jener reichen Staaten in Westeuropa, wie Deutschland, Dänemark oder Niederlande, die davon profitieren. Sie zieren sich bei der von der EU-Kommission empfohlenen Korrektur und wollen nichts abgeben. So kann das gemeinsame Europa nicht gedeihen. Der Sinn der EU ist, sich gegenseitig in der Not auszuhelfen – solidarisch zu sein, auch wenn es schmerzt. (Thomas Mayer, 25.3.2021)