Rudolf Schrefl, CEO von Drei: "Wir werden entgegen den Gerüchten auch weiterhin ein verlässlicher Partner für die MVNOs in Österreich sein."

Foto: Hutchison Drei Austria Gmbh/APA/Jacqueline Godany

Am 1. Februar hat Rudolf Schrefl von Jan Trionow die Rolle des CEO von Hutchison Drei Austria übernommen. Trionow hatte zuvor 20 Jahre bei Drei gearbeitet, davon elf Jahre als CEO. Im digitalen Pressegespräch trat er am Donnerstag in dieser neuen Rolle erstmals vor die Journalisten und äußerte sich unter anderem zu den aktuellen Entwicklungen der Tarife in Österreich, den Bilanzzahlen des vergangenen Jahres und dem weiteren Umgang mit virtuellen Netzbetreibern (MVNOs).

Einzelne Tarife wurden im März erhöht

"Der Wettbewerb in Österreich ist weiterhin hart", sagt Schrefl. Diese Aussage untermauert er mit Statistiken: Im vergangenen Jahr sind die Mobilfunkpreise in Österreich laut Regulierungsbehörde RTR im Dezember gegenüber 2019 erneut um mehr als 6,5 Prozent gesunken. Nach den Daten der Statistik Austria ist Kommunikation laut Drei somit die einzige Warengruppe, die in Österreich im vergangenen Jahrzehnt billiger geworden ist (um 5,9 Prozent), während die allgemeinen Preise im selben Zeitraum laut Verbraucherpreisindex (VPI) um 22 Prozent gestiegen sind.

"Auch in einem aktuellen EU-Report sieht man, dass Österreich zu den Ländern mit den attraktivsten Preisen im Binnenmarkt zählt", sagt Schrefl: Drei werde weiterhin "eine wichtige Rolle bei der Belebung des Wettbewerbs spielen."

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Zugleich hatte es in der jüngsten Vergangenheit Kritik an Drei und den Konkurrenten gegeben. Mitte Jänner hatte Hutchison Drei Austria die Erhöhung der Mobilfunktarife für Bestandskunden verkündet. Bei den betroffenen Tarifen wurde die monatliche Grundgebühr ab 1. März 2021 um durchschnittlich sechs bis zehn Cent pro Tag erhöht. Seitens Drei hieß es zu diesem Zeitpunkt gegenüber dem STANDARD, dass man bei rund einem Zehntel der Tarife – darunter primär ältere, unlimitierte Tarife mit großen Datenmengen – die "außergewöhnlichen aktuellen Entwicklungen noch nicht ausreichend berücksichtigt" habe.

"Schiefe Optik"

In etwa zeitgleich hatte auch A1 Änderungen in bestehen Verträgen verkündet, unter anderem in Bezug auf die Servicepauschale bei der Diskontmarke Bob. Ende März berichtete der STANDARD schließlich, dass auch Magenta die Servicepauschale für bestimmte Tarife erhöht.

Dies hatte wiederum die Bundeswettbewerbsbehörde und die RTR auf den Plan gerufen, die sich skeptisch zeigten, und zwar nicht direkt von Preisabsprachen, wohl aber von einer "schiefen Optik" sprachen. Auf Anfrage des STANDARD hatten die drei großen Marktteilnehmer jegliche Vorwürfe abgestritten. Beim Pressegespräch am Donnerstag betonte Schrefl erneut, dass man "transparent als Gesprächspartner zur Verfügung" stehe.

"Extrem herausforderndes und belastendes Jahr"

Erneut begründete Schrefl die vereinzelten Tariferhöhungen auch damit, dass man damit die zukünftige Digitalisierung finanziere. Deren Bedeutung wurde auch in der Pandemie gezeigt. "Es war ein extrem herausforderndes und belastendes Jahr", sagt er über 2020: Das Netz sei einer bisher nie dagewesenen Belastung ausgesetzt gewesen.

Mehr als eine Million Terabyte seien im Netz von Drei verarbeitet worden, pro Kunde ist der Datenverkehr von durchschnittlich 23 Gigabyte im Dezember 2019 auf 31 Gigabyte im Dezember 2020 gestiegen. Weltweit verzeichnet laut Drei lediglich ein Betreiber in Finnland mehr Datenverkehr.

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Schrefl betont auch, dass man sich im vergangenen Jahr aktiv gegen Staatshilfen entschieden habe. Durch Kurzarbeit hätte Drei zwar das Betriebsergebnis noch weiter aufbessern können, man wollte aber alle Mitarbeiter im Einsatz behalten.

Die Office-Worker sind gleich ins Homeoffice gewechselt, die Shops blieben so weit wie möglich offen – wenn ein Shop doch geschlossen werden musste, unterstützten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das Callcenter aus dem Homeoffice.

Drei verkauft weniger Handys in der Pandemie

Bedingt durch die Pandemie und die Lockdowns hat es bei Drei im vergangenen Jahr Umsatzausfälle gegeben. Der Gesamtumsatz (Total Revenue) sank leicht um knapp zwei Prozent auf 850 Millionen Euro. Das liegt vor allem am bei Drei traditionell starken Geschäft im Endgeräte-Verkauf, welches unter den geschlossenen Geschäften litt.

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Ohne Berücksichtigung der Endgeräte-Erlöse blieb der Umsatz im Geschäftsjahr 2020 praktisch unverändert, ebenso der Average Revenue per Active User (ARPU) mit 20,53 Euro, heißt es seitens Drei.

Roaming-Ausfälle konnte Drei durch Neuverträge "mehr als kompensieren". Das operative Ergebnis vor Abschreibungen (EBITDA) stieg um ein Prozent auf 378 Millionen Euro. Nach Abschreibungen sank das Betriebsergebnis (EBIT) aufgrund der hohen Netzinvestitionen um drei Prozent auf 226 Millionen Euro.

Bekenntnis zu Zusammenarbeit mit den MVNOs

In Summe blieb die Zahl der Vertragskunden bei Drei ebenfalls unverändert. Die Gesamtkundenzahl wurde um inaktive Wertkartenkunden bereinigt und ging dadurch um vier Prozent auf 3,72 Millionen zurück. Vor allem Touristen und Saisoniers sind zugleich aufgrund des Coronavirus als Wertkartenkunden ausgeblieben. Die Zahl der Lidl-Connect-Kunden hat sich hingegen 2020 fast verdreifacht. Schrefl bezeichnet diese Zusammenarbeit als "erfolgreiche Partnerschaft im Diskont-Segment".

In Bezug auf die MVNOs ist anzumerken, dass es zu diesem Thema jüngst einen Round Table mit den Marktteilnehmern, der BWB und der RTR gegeben hat. Bei diesem Round Table wurde laut Schrefl diskutiert, wie man in Zukunft miteinander agiert.

"Wir werden entgegen den Gerüchten auch weiterhin ein verlässlicher Partner für die MVNOs in Österreich sein", sagt Schrefl. Unter anderem ist auch Spusu als MVNO im Netz von Drei. Spusu hatte zuletzt verkündet, dass man diese Zusammenarbeit fortsetzen werde.

Die Marktanteile von Drei

Der Marktanteil von Drei bei den Mobilfunk-Privatkunden (Sprache) liegt laut einer von Drei beauftragten Umfrage von Market Mind im Februar 2021 bei 30,5 Prozent. Die Zahl der DSL-Anschlüsse stieg 2020 um knapp 27 Prozent, die Zahl der Datenverträge insgesamt (Mobil, DSL, Hybrid) um drei Prozent.

Bei den TV-Kunden legte Drei um 52 Prozent zu und ist somit laut Eigenangabe "derzeit einer der am schnellsten wachsende TV-Anbieter im Land". Die Zahl der Businesskunden erhöhte sich 2020 um rund ein Prozent auf knapp eine halbe Million. (Stefan Mey, 25.3.2021)