APA-Geschäftsführer Clemens Pig.

Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Wien – Die APA – Austria Presse Agentur arbeitet an der Stärkung ihrer Digital-Strategie. Die Nachrichtenagentur entwickelt derzeit einen Prototypen für eine Log-in-Allianz der österreichischen Medien, führt die Funktion eines Chief Digital Officers ein und hat einen konzerninternen Innovationsfonds ins Leben gerufen, mit dem das Medium wie ein eigenes Start-up im Unternehmen agieren kann. Zentraler Eckpfeiler der neuen Digital-Strategie: vertrauenswürdige Information.

APA-Geschäftsführer Clemens Pig, dessen Vertrag so wie der von Co-Geschäftsführerin Karin Thiller von den Eigentümern der Nachrichtenagentur diese Woche um eine weitere Periode verlängert wurde, bezeichnet die digitale Transformation des Unternehmens als "moderne Interpretation des Grundauftrags". Mit innovativen Inhalten und Technologien sollen Medien- und Kommunikationsbranche bestmöglich bei der Digitalisierung unterstützt werden. "Die APA soll in ihrer Funktion als neutrale und unabhängige Plattform den Medien als digitales Werkzeug zur Verfügung stehen", sagte Pig im Gespräch mit der APA.

Wichtige Innovationsfelder sind laut Pig "Trusted Information", der Ausbau von Video-Angeboten, Künstliche Intelligenz und Automated Content, Digital Publishing-Lösungen sowie maßgeschneiderte IT-Lösungen – "redaktionelle Kompetenz mit technologischem Know-how", so der APA-Geschäftsführer. Die Funktion eines Chief Digital Officers sowie ein Fonds für Innovationsprojekte sollen die Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle und -prozesse zentral im Unternehmen verankern.

Prototyp für Log-in-Allianz der österreichischen Medien

Neben dem im Vorjahr gestarteten PR-Desk für die Kommunikationsbranche werde man den APA Online Manager als zentrale Kundenplattform zu einer modernen News-Plattform für den professionellen Medien- und Informationsmarkt entwickeln, die alle Inhalte der APA umfasst und mobil optimiert ausspielt. Gemeinsam mit Österreichs Medien entwickelt die Nachrichtenagentur derzeit auch eine Log-in-Allianz. "Idee und Zielsetzung dahinter ist, dass man die Inhalte der verschiedenen Medien mit einer User-ID medienübergreifend nutzen kann", erklärte Pig.

Qualitätsvoller Agenturjournalismus bleibe wichtig, zeigte sich der APA-Chef überzeugt. "Zuverlässiger, faktenbasierter und ausgewogener Nachrichtenjournalismus ist ein Alleinstellungsmerkmal der APA-Redaktion. In den polarisierten und überhitzten Online-Welten gewinnt dieser Qualitätsagenturjournalismus laufend an Bedeutung. Es geht darum, die Stärken der APA im Rahmen von neuen Formaten nach draußen zu bringen." Als Beispiel nannte Pig etwa die APA-Faktenchecks, die gerade vom International Fact Checking Network (IFCN) des Poynter Institute zertifiziert wurden.

"Informationspulsschlag der Republik"

Im Pandemie-Jahr habe die APA ihre wichtige Rolle als Rückgrat der heimischen Medienlandschaft und ihre demokratiepolitische Funktion gut sichtbar machen können. "Das APA-Team hat im Pandemie-Jahr Hervorragendes geleistet. Die APA ist als Nachrichtenmaschine so etwas wie der Informationspulsschlag der Republik und als Archiv eine Art Gedächtnis der Nation."

Das Geschäftsjahr 2020 konnte trotz Wirtschaftskrise stabil abgeschlossen werden, der Start ins Jahr 2021 erfolgte laut Pig ebenso stabil, auch wenn Corona die Rahmenbedingungen im Mediengeschäft verschärft habe. "Als rein privatwirtschaftlich geführtes Unternehmen, das mehrheitlich im privaten Eigentum steht, verfolgen wir die Strategie, dass wir nicht nur politisch, sondern auch wirtschaftlich unabhängig sind. Wir beziehen keine staatlichen Subventionen und keine staatlichen Förderungen."

2021 feiert die APA 75 Jahre Unabhängigkeit. Die Nachrichtenagentur wurde am 1. September 1946 auf Initiative der britischen und US-amerikanischen Nachrichtenagenturen Reuters und AP gegründet, als Genossenschaft im Eigentum österreichischer Tageszeitungen. Später kam der ORF als Gesellschafter hinzu. "Wir haben die vergangenen Jahrzehnte so erlebt, als ob diese Unabhängigkeit vom Himmel gefallen wäre, und sie schlichtweg da und verfügbar ist", sagte Pig. Die Lage in Ost- und Südosteuropa zeige aber, dass Unabhängigkeit keine Selbstverständlichkeit sei, sondern immer wieder neu erkämpft werden müsse.

Vor allem staatliche Nachrichtenagenturen stünden unter Druck. Die APA zähle zur leider viel zu kleinen Gruppe von 20 unabhängigen von 140 Nachrichtenagenturen weltweit. "Nur wirtschaftliche Unabhängigkeit sichert unsere redaktionelle Unabhängigkeit. Wir erfüllen als unabhängige Nachrichtenagentur zwar einen Public Value, erfüllen diesen Public Value aber in privatem Auftrag, weil uns niemand von staatlicher Seite die Kosten zur Erstellung dieses Public Value ersetzt, und wir wollen das auch gar nicht." (APA, 25.3.2021)