Greenpeace fordert von Konzernen wie Mondelez und Nestlé, dass sie ihre Lieferketten transparent machen.

Foto: Valerie Baeriswyl / AFP

Wien/Washington – Der Greenpeace-Report "Süße Versprechen, bittere Realität" beschäftigt sich mit Milka-Schokolade und was diese mit weltweiter Zerstörung der Regenwälder und Menschenrechtsverletzungen entlang der Lieferkette zu tun hat. Die Marke gehört dem Mutterkonzern Mondelez. Erst im Februar landete vor einem US-Gericht in Washington eine Sammelklage der Menschenrechtsorganisation International Rights Advocates (IRA) gegen den Konzern samt sechs weiteren Schokolade-Giganten.

"Milka und die allgemein bekannte lila Kuh wirken für die meisten Österreicherinnen und Österreicher wie eine sympathische, saubere und heimische Schokoladenmarke", kritisierte Lukas Meus, Biodiversitätsexperte bei Greenpeace in Österreich. In jedem in Österreich erhältlichen Milka-Produkt würden Kakaobohnen meist aus Ghana oder der Elfenbeinküste stecken, in jedem zweiten werde Palmöl, oft aus Indonesien oder Malaysia, verarbeitet.

Waldzerstörung für Zutaten

Die Zutaten würden vom Milka-Konzern über Lieferantennetzwerke bezogen, die direkt mit Waldzerstörung in Verbindung stünden – und teilweise dafür sogar schon vor Gericht verurteilt worden seien, schrieb Greenpeace. Die beiden Palmöl-Produzenten und Mondelez-Lieferanten Cargill und Wilmar beziehungsweise deren Sublieferanten konnten von 2015 bis 2018 mit rund 300.000 Hektar verbrannter Fläche in Indonesien in Verbindung gebracht werden. Trotz zahlreicher Versprechen, eine faire und nachhaltige Lieferkette zu schaffen, kaufe der Konzern weiter von diesen Unternehmen Rohstoffe zu.

Der zweite Kritikpunkt, die Kinderarbeit, trifft viele Bereiche, geschätzte 152 Millionen Mädchen und Buben im Alter zwischen fünf und 17 Jahren sind laut der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO), der ältesten Sonderorganisation der Uno, von Kinderarbeit betroffen. Sie arbeiten auf Baumwollfeldern, als billige Haushaltshilfen oder eben auf Kakaoplantagen. Wegen der Beihilfe zur illegalen Versklavung tausender Kinder ebendort klagte die IRA dann auch gegen Nestlé, Mars und Mondelez – letzterer Konzern war bis 2012 noch als Kraft Foods bekannt und Mutterkonzern von Milka, nachdem Jacobs Suchard 1990 an Kraft ging.

Greenpeace fordert transparente Lieferketten

Auch die aktuellen Umweltprobleme werden in dem Report der NGO zur Sprache gebracht, so konnten in Indonesien im Jahr 2019 rund 10.000 Brandherde mit Palmöl-Zulieferbetrieben von Mondelez in Verbindung gebracht werden, hieß es in einer Aussendung. Greenpeace fordert starke, gesetzliche Rahmenbedingungen, damit keine Produkte aus Regenwaldzerstörung mehr am EU-Binnenmarkt landen könnten. Konzerne wie Mondelez, aber auch Mars und Nestlé sollen nach dem Willen der NGO dazu verpflichtet werden, ihre Lieferketten transparent zu machen. Die Regierung solle sich daher für ein starkes EU-Gesetz für globalen Waldschutz einsetzen.

Auf diese Forderung reagierte Klimaschutzministerin Leonore Gewessler mit einem Statement: "Unberührte Regenwälder sind die grüne Lunge unseres Planeten und unschätzbare Grundlage für die Artenvielfalt auf unserem Planeten. Ihre zunehmende Zerstörung zum Beispiel für die Produktion von Palmöl ist deshalb auch Bedrohung für unseren Kampf gegen die Klima- und Biodiversitätskrise. Wir müssen die letzten intakten Regenwälder unseres Planeten schützen – und dafür brauchen wir auf europäischer Ebene ein effektives Waldschutzgesetz. Genau dafür mache ich mich in der EU stark", sagt sie.

Freiwillige Initiativen versagen

Das Beispiel Mondelez zeige auf, dass die freiwilligen Initiativen der Konzerne in den letzten Jahren versagt haben. So nannte Greenpeace das im CocoaAction Plan 2014 formulierte Ziel von Mondelez und Co, bis 2020 Kinderarbeit zu stoppen. Problembewusstsein scheint bei den Konzernen vorhanden: In einem Bericht des Schweizer Regionalblatts "Zuger Zeitung" von Anfang März 2021 wird Darrell High vom Konzern Nestlé mit den Worten "Wir und alle anderen haben das Problem damals unterschätzt" zitiert. Er ist seit 2009 Experte für den "Cocoa Plan" des Konzerns, der wie auch Mondelez in der International Cocoa Initiative (ICI) tätig ist.

Mit der ICI erklärt sich das angesprochene Versagen, denn sie wurde aufgrund des Harkin-Engel-Protokolls von 2001 gegründet, mit der sich die großen Hersteller verpflichtet haben, gegen Kinderarbeit in den Produktionsländern vorzugehen. Im Juni des Vorjahres bilanzierten die NGO Südwind und die österreichische Gewerkschaft zum Welttag gegen Kinderarbeit, mit einem Hinweis auf den Bericht der Universität von Chicago, über Kinderarbeit im Kakaosektor: Sie habe statt der geplanten Reduktion bis 2020 um 70 Prozent noch zugenommen. Laut aktuellen Berichten arbeiten schätzungsweise noch immer 1,5 Millionen Kinder in Ghana und der Elfenbeinküste im Kakaoanbau, berichtete aktuell auch Greenpeace. (APA, 25.3.2021)