Bischof Hermann Glettler in der "ZiB Nacht".

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Einen Aufruf zum Ungehorsam gegen Rom werde man nicht hören, stellte Hermann Glettler zu Beginn des Interviews klar. Allzu großes Verständnis rief die Erklärung des Vatikans, dass gleichgeschlechtliche Paare keine Segnung bekommen sollen, beim Innsbrucker Bischof aber nicht hervor. Er werde niemandem die Segnung verweigern, sagte er zur ZiB Nacht und entschuldigte sich bei denen, die sich von der Lehrmeinung verletzt fühlen. Segnen heißt, Menschen etwas Gutes zuzusprechen.

Es sei vor allem in der Seelsorge eine Einschränkung, wenn dem Segen so harte Grenzen gesetzt werden. Aber Glettler bemühte sich, die tieferliegenden Prozesse in der katholischen Kirche zu beschreiben, die letztlich den Ausschluss kinderloser Paare vom Segen brachten. Die Kirche ringe damit, gelebte Homosexualität in der Schöpfung zu verorten. Man müsse humanwissenschaftliche Erkenntnisse noch wesentlich ernster nehmen, sagte der Bischof.

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In der Heiligen Schrift steht aber, dass Gott den Menschen als Mann und Frau und in dieser Komplementarität und aufeinander zugewandt erschuf. Das wesentliche Anliegen des Papstes sei es, dass es zu keiner Verwechslung zwischen kirchlicher Eheschließung und der Segnung anderer Gemeinschaften komme, so der Geistliche.

Diese Klarstellung hätte man aber auch stressfreier haben können, sagt Glettler. Er verstehe auch den Spott darüber, dass die Kirche für jeden Gegenstand einen Segen erlaubt, aber nicht für jeden Menschen. Und er bat um Geduld. Es gebe einen Prozess in der – zwei Millennien alten – Kirche, die Findung einer gut begründeten Position brauche eben ihre Zeit. (Aloysius Widmann, 25.3.2021)