Spitzenweine müssen auch 400 Kilometer über dem Erdboden keine Qualitätseinbußen hinnehmen: Das ist das vorläufige Fazit französischer Forscher, die sich mit außerirdischem Grand Crus befassen. Sie untersuchen derzeit zwölf Flaschen aus dem angesehenen Weingut Château Petrus bei Bordeaux, die Mitte Jänner nach 14 Monaten von der Internationalen Raumstation ISS zurückgekehrt waren. "Der Weltraumwein ist sensorisch sehr gut bewertet worden", sagte Philippe Darriet nach ersten Verkostungen durch die Forscher.

Farb-, Duft- und Geschmacksänderungen

Darriet leitet die önologische Forschungsabteilung am Institut für Weinwissenschaften der Universität Bordeaux. Bei elf der zwölf Petrus-Rotweine hätten sich nach dem Ausflug ins All aber Veränderungen ergeben – besonders bei der Farbe, bei einigen aber auch bei Duft- und Geschmacksnoten.

Für die ebenfalls beteiligte Weinexpertin Jane Anson sind die Qualitätsunterschiede zwischen dem Weltraumwein und dem auf der Erde verbliebenen Vergleichswein marginal. "Beide Arten sind wirklich großartig", schwärmte sie. Der Weltraumwein habe aber ein etwas "blumigeres Aroma".

Die zwölf in diesem Behälter aufbewahrten Spitzenweine verloren auch nach ihrem Ausflug ins All nichts von ihrer Qualität.
Foto: Nasa/NanoRacks

Teure Tropfen

Petrus-Weine sind mit die teuersten der Welt. Eine Flasche kostet in der Regel mehrere tausend Euro. Die Eindrücke der Önologen sollen nun durch physiochemische Analysen bestätigt werden. Die Rotweine gehören zu einem deutsch-französischen Forschungsprojekt, an dem auch die Universität Erlangen und die französische Raumforschungsagentur CNES beteiligt sind.

Die Wissenschafter wollen damit die Widerstandfähigkeit der edlen Tropfen sowie von 320 Weinranken testen, die ebenfalls eine Zeit lang der Schwerelosigkeit auf der ISS ausgesetzt waren. Die Erkenntnisse könnten nach ihren Angaben bei der Anpassung der Landwirtschaft an den Klimawandel hilfreich sein. (red, APA, 25.3.2021)