Großeinkäufer in Sachen Sportrechte mit Servus TV: Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz.

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Am Wochenende startet Servus TV in seine erste Formel-1-Saison, ab Freitag mit insgesamt gut 40 Stunden Livesport auch auf seiner neuen Online-Sportplattform. Hohe zweistellige Millionen hat das Mateschitz-Medium schon in Sportrechte investiert – F1, Champions- und Europa League, Tennis vor allem mit Dominic Thiem etwa. Die nächsten vielmillionenschweren Rechtepakete warten schon – auch auf Gebote von Servus TV.

Euro 2024 und 2028 Die Uefa hat nach STANDARD-Infos die Rechte an den Fußballeuropameisterschaften 2024 und 2028 sowie Spiele der Nationalmannschaft in der Zeit ausgeschrieben. Die deutsche Telekom/Magenta soll für TV-Rechte an Deutschland 2024 im Heimmarkt bis zu 250 Millionen Euro ausgegeben haben. Die Großevents könnten Servus TV interessieren – auch wenn Mitbewerber Coca-Cola sie sponsert.

Skiverband ÖSV Der Skiverband hat vor wenigen Wochen den Ausschreibungsprozess für die alpinen, nordischen, Snowboard- und Freestyle-Rechte ab 2022/23 für fünf Jahre begonnen – die in Österreich wohl wichtigsten und quotenstärksten Sportrechte, bisher liegen sie beim ORF. Der "Kurier" schätzte ihren Wert zuletzt auf 70 Millionen Euro.

Fußballbundesliga Der erste exklusive Vierjahresvertrag von Sky für die österreichische Fußballbundesliga neigt sich auch langsam seinem Ablaufdatum zu: 2018/19 bis 2021/22 deckt er ab, vereinbart wurden nach damaligen STANDARD-Infos 34 Millionen Euro pro Saison. Es gibt eine Option auf Verlängerung mit Sky für weitere vier Jahre um je 42 Millionen Euro. Die Liga soll sich aber auch nach möglichen Alternativen umsehen.

ORF-Angebot "wird nicht weiter überraschen"

Bei den Veranstaltern/Verbänden – Uefa, ÖSV, Bundesliga – hält man sich auf Anfrage bedeckt zu laufenden oder anstehenden Ausschreibungen.

Der ORF, bei dem die ÖSV-Rechte und die Spiele der Nationalmannschaft liegen, wird naturgemäß wieder mitbieten. Sportchef Hans Peter Trost lässt auf STANDARD-Anfrage nur knapp ausrichten: "Es wird nicht weiter überraschen, dass der ORF ein Angebot für die angesprochenen Ski-Rechte abgegeben hat. Das gilt auch für die Rechte an den Euros 2024 und 2028 sowie Spiele der Nationalmannschaft in diesem Zeitraum."

Big Spender Mateschitz

Wird der neue Big Spender der Sportrechte, Dietrich Mateschitz' Servus TV, nach Formel 1, Champions League, Europa League und Tennisrechten vor allem mit Dominic Thiem auch bei diesen anstehenden, gewaltigen Einkaufsmöglichkeiten mitbieten? Man könnte schon darauf wetten.

Die Frage nach Interesse an diesen Sportrechten beantwortete Servus TV am Freitag mit dem üblichen Wording: Man äußere sich nicht über Vergaben, sei aber "stets an attraktiven Sportrechten interessiert".

Servus TV: "Wenn es Sinn für uns macht ..."

Im September 2020 äußerte David Morgenbesser, bei Servus verantwortlich für Sportrechte, im STANDARD-Interview aber durchaus Interesse etwa an der österreichischen Bundesliga: "Grundsätzlich ist die österreichische Bundesliga natürlich ein spannendes Recht, das man sich ansehen muss. Aber in der Fülle ist es ein klassisches Pay-TV-Produkt, weil alle Spiele live und parallel abgebildet werden können. Dazu sind wir nicht in der Lage, aber wenn es in irgendeiner Form Sinn macht für uns, schauen wir uns das genau an."

Morgenbesser damals über Spiele der Nationalmannschaft: "Das hängt von der Ausschreibung ab. Wir haben in Deutschland gesehen, dass Magenta vollkommen überraschend die Europameisterschaft gekauft hat. Da muss man abwarten, was passiert. Wir müssen wieder schauen, ob das Nationalteam ins Programm passt, ob wir zu diesen Zeiten Sendeplätze haben und ob das finanziell im Rahmen liegt. Wir überbezahlen keine Rechte."

Und zu den Skirechten des ÖSV: "Ski Alpin ist – persönlich betrachtet – ein ganz tolles Recht, aber realistisch betrachtet: Die Ausschreibung war letztes Jahr, und die Rechte sind für mehrere Jahre vergeben." Nun wäre eine Gelegenheit.

Mehr als 50 Millionen Euro

Noch bedeckter als über Gebote für neue Sportrechte ist Servus TV nur bei den Summen für die schon eingekauften Rechte. Eine damalige STANDARD-Schätzung auf mehr als 50 Millionen Euro wollte auch Morgenbesser im Interview lieber "nicht kommentieren".

Alleine die Rechtekosten für die Formel 1 dürften jenseits der 15 Millionen Euro pro Jahr liegen. Die Übertragungen teilt sich Servus TV allerdings mit dem bisherigen Rechteinhaber ORF 50:50, nur den Österreich-GP in Spielberg zeigen beide Sender parallel. Wie die neue Rechteinhaber Servus TV und sein Sublizenznehmer ORF die Rechtekosten aufteilen, ist nicht bekannt – logisch wäre natürlich auch in etwa 50:50.

Ebenfalls jenseits der 15 Millionen Euro dürften die Rechtekosten von Red Bull für Champions League, Europa League und Conference League liegen. Servus TV will vor allem die Spiele konzerneigener Red-Bull-Teams zeigen. Ein Teil der Europa-League-Rechte ging also, wiederum eine Sublizenz, an den ORF.

Millionenbeträge dürfte Servus TV nach Branchenschätzungen auch in Grand-Slam- und andere Tennisturniere zwischen Paris und Kitzbühel investieren.

Servus TV hat gerade für Deutschland drei Tennis-Rechte erworben (French Open, mercedesCup, bett1open). Zusätzlich hält Servus TV Deutschland die Rechte an der MotoGP und der World Rally Champhionship.

Free-TV-Pflicht

Ein anderer großer Player im Sportrechtegeschäft – die Pay-Plattform Sky – könnte sich mit den gerade ausgeschriebenen Rechten an Euro 2024 und 2028 und an die 60 Spiele der Nationalmannschaft schwerer tun als etwa ORF und Servus TV: Laut Verordnung zum Fernseh-Exklusivrechte-Gesetz müssen im Free-TV etwa "Fußballspiele der Europameisterschaft (Herren)" laufen, "sofern an diesen Spielen die österreichische Nationalmannschaft teilnimmt, sowie das Eröffnungsspiel, die Halbfinalspiele und das Endspiel".

Eine ähnliche Vorgabe in Deutschland ließ die deutsche Telekom/Magenta nach dem Kauf der Rechte an der Euro 2024 gegen ein Gebot von ARD und ZDF nun einen Großteil der Rechte wieder an die Free-TV-Kanäle ARD, ZDF und RTL sublizenzieren.

Servus TV hätte als Free-TV-Sender mit der Euro 2024 und 2028 kein Problem – und der Milliardenkonzern Red Bull im Hintergrund genügend Geld, um sich diese Rechte auch zu leisten.

Erste Formel-1-Saison von Servus TV

Freitag startet Servus TV – auch mit einem neuen Sportportal – in seine erste mediale Formel-1-Saison.

Der ORF, der nun als Sublizenznehmer nur noch die Hälfte der Rennen live zeigen kann, reagiert mit einem "Formel 1 Motorhome" in ORF 1 und als Livestream, diesen Sonntag um 19.05 Uhr. Ernst Hausleitner und Alex Wurz sollen in dem Format die wichtigsten Rennszenen analysieren, unterstützt von Rennstallbesitzer Robert Lechner, Le-Mans-Fahrer Ferdinand Habsburg sowie den österreichischen Rennfahrerinnen Corinna Kamper und Bianca Steiner. Sie wollen auch Publikumsfragen insbesondere über Instagram beantworten. (fid, 26.3.2021)