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PRO: Sanfter Eingriff, guter Anreiz

von Eric Frey

Wie kommen wir aus der Corona-Misere nur raus? Die britische Mutation des Virus zwingt uns wieder zur unglücklichen Wahl zwischen ständigen Lockdowns und überfüllten Intensivstationen.

Impfungen sind der beste Ausweg, doch den kann Österreich selbst nicht beschleunigen. Die Alternative ist, die Bevölkerung möglichst oft und umfassend zu testen. Darin ist Österreich im EU-Vergleich führend. Aber es sind immer wieder die ohnehin Vorsichtigen, die zur nächsten Teststation gehen. Eine starke Minderheit verweigert das Wattestäbchen.

Der Aufruf zu Massentests im November hat nicht funktioniert, und auch Friseurbesuche sind offenbar nicht Anreiz genug, vor allem bei Männern. Sonst würden die Infektionszahlen nicht weiter steigen. Deshalb ist es sinnvoll, die Testpflicht auf den gesamten Handel auszudehnen. Man senkt damit die Ansteckungsgefahr in Geschäften und erhöht gleichzeitig die Testfrequenz der Bevölkerung. Ein Test allein gibt wenig Sicherheit; regelmäßige Tests tun das sehr wohl.

Natürlich sind Eintrittstests für Kunden lästig und für das Geschäft der Händler störend. Aber im Vergleich zu vielen anderen Maßnahmen – FFP2-Masken-Pflicht oder gar Lockdowns – sind sie ein relativ sanfter Eingriff.

Wenn später in diesem Frühjahr Lokale, Theater und Kinos hoffentlich wieder öffnen können, dann sicher nur mit Eintrittstests. Jetzt ist die Zeit, sich daran zu gewöhnen. (Eric Frey, 28.3.2021)

KONTRA: Freibrief für Konsumwütige

von Nina Weißensteiner

Mit Corona-Eintrittstests für den Handel nach Ostern plagt die Politik den Osten, zunächst für ein paar Tage, dann soll das Screening womöglich ausgedehnt werden. Für die krisengebeutelten Geschäftsleute schafft das einen neuen Rattenschwanz an Problemen: Auf sie kommt wohl zusätzlicher Personalaufwand zu, um vor Einlass die Testergebnisse von Kaufwilligen zu kontrollieren. Und viele Kunden werden ihnen wegen der Testprozedur wegbleiben.

Bei der Kundschaft wiederum sitzt allen voran der grüne Gesundheitsminister zwei Denkfehlern auf: Wer abseits von Lebensmittel oder Hygienezeug tatsächlich dringend etwas benötigt – vom Adapter über Schuhe bis zur Zange –, wird mit Kontrollen indoor zusätzlich aufgehalten. Shoppingsüchtige hingegen, die die Tests bereitwillig auf sich nehmen, werden ihr negatives Ergebnis erst recht wieder zuhauf für stundenlange Zerstreuung in den Malls und Einkaufsstraßen nutzen. Doch das kann nicht Sinn und Zweck in einer Pandemie sein.

An Rudolf Anschober und Co wäre es längst gelegen, zum Einkaufen in Corona-Zeiten diese Botschaften ans Volk zu bringen: Nur wer etwas braucht, soll in Geschäfte – und dann schleunigst wieder raus! Bei Warteschlangen gilt: Kehren Sie um – versuchen Sie es später! So aber gibt es bald nur für die Konsumwütigen einen Freibrief, der ihrem falschen, weil ausschweifenden Kaufverhalten weiter Tür und Tor öffnet. (Nina Weißensteiner, 28.3.2021)