Der Kreml hingegen sieht "keine Probleme" bei der medizinischen Versorgung in russischen Straflagern.

Foto: Sergei Bobylev

Brüssel/Moskau – Die EU ist alarmiert über den Gesundheitszustand des inhaftierten russischen Oppositionellen Alexej Nawalny. Russland müsse Nawalny Zugang zu medizinischer Versorgung ermöglichen und seine Anwälte zu ihm lassen, teilte eine Sprecherin des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell am Freitag mit. Die Berichte über Nawalnys Gesundheit seien beunruhigend.

Trotz der Beschwerden Nawalnys über mangelnde medizinische Betreuung sehen der Kreml und eine russische Kommission für Menschenrechte wenig Grund zur Sorge. Sein Bein schmerze, und er habe um Unterstützung gebeten, damit er Schmerzmittel bekomme, heißt es in einem Bericht des Gremiums, aus dem die Staatsagentur TASS am Sonntag zitierte. "Er kann weiterhin allein gehen." Der Oppositionelle habe darüber hinaus keine weiteren Wünsche geäußert.

Es gebe zwar einzelne Beschwerden von Häftlingen, "aber systematische Probleme im Strafvollzugssystem sind uns nicht bekannt", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow laut der Agentur Interfax am Freitag in Moskau. Für solche Fragen sei aber ohnehin nicht die Präsidialverwaltung zuständig, sondern der Strafvollzug.

Anwälte beklagten schlechten Gesundheitszustand

Die Anwälte des 44 Jahre alten Kremlgegners hatten am Vortag beklagt, dass der Gesundheitszustand ihres Mandanten "nicht gut" sei und ihm die notwendige medizinische Versorgung verwehrt bleibe. Nawalny selbst schilderte am Freitag in einem Instagram-Beitrag starke Rückenschmerzen und beklagte, dass er sein rechtes Bein überhaupt nicht mehr belasten könne. Immerhin werde er im schlimmsten Fall irgendwann mit einem Holzbein durchs Lager humpeln und dabei aussehen wie ein Pirat, scherzte der Kremlgegner in seiner gewohnt humorvollen Art. "Ich weiß nur nicht, woher ich einen Piratenpapagei für meine Schulter kriegen soll." (APA, 26.3.2021)