Planica – Die österreichischen Skispringer sind in der am Sonntag beendeten Weltcup-Saison in Einzelbewerben sieglos geblieben. Daniel Huber landete im abschließenden Fliegen in Planica als ÖSV-Topmann auf Platz fünf. Den Sieg und Skiflug-Kristall sicherte sich der deutsche Weltmeister Karl Geiger, der vor dem Japaner Ryoyu Kobayashi und seinem Landsmann Markus Eisenbichler gewann. Im Teamwettkampf davor hatte Österreich hinter Deutschland und Japan Rang drei erreicht.

Wildhölzl: "Ein turbulentes Jahr"

In den Einzelkonkurrenzen ging der Weltcupwinter für den ÖSV nach mehreren Corona-Infektionen in der Anfangsphase zum vierten Mal in 42 Jahren ohne Erfolg zu Ende. Selbst Podestplätze gab es in 25 Bewerben nur einige, in Teambewerben war man immerhin zweimal siegreich. Dementsprechend fiel das Fazit von Andreas Widhölzl nach seinem ersten Jahr als Cheftrainer durchwachsen aus. "Es war ein sehr turbulentes Jahr. Es waren zähe Zeiten dabei, aber auch coole wie bei der WM", sagte Widhölzl im ORF-Interview.

Mit Ausnahme der WM mit Gold von Stefan Kraft sei die Saison nicht so gut gelaufen, gestand Widhölzl. Das schlechte Abschneiden in den Gesamtklassements ohne Österreicher in den Top Ten und nur Rang vier im Nationencup dürfe man wegen der coronabedingten Fehlzeiten jedoch nicht überbewerten. Insgesamt müsse man sich im Hinblick auf den kommenden Olympiawinter freilich steigern. "Wir hatten nicht so viele Stockerln, aber wird sind voller Tatendrang, wir müssen für nächste Saison Gas geben."

Schlechtestes ÖSV-Ergebnis

Mit Huber an der zwölften Stelle der Gesamtwertung musste man das schlechteste Ergebnis in der Historie einstecken, bisher war Rang elf von Armin Kogler 1983/84 die schwächste Ausbeute gewesen. "Es sind Kleinigkeiten, die entscheidend sind. Von mir aus könnte die Saison noch weitergehen, aber das motiviert mich noch mehr für nächstes Jahr, um Gas zu geben", bilanzierte Huber und erinnerte an den turbulenten Saisonverlauf mit für ihn zwei Podesträngen. "Es waren viele Aufs und Abs. Natürlich wollte ich den ersten Sieg, das war das große Ziel, aber es ist viel dazwischen gekommen."

Weltcup-Titelverteidiger Stefan Kraft kam zum Abschluss nicht über Rang 17 hinaus. Der immer wieder von Rückenproblemen gebremste Salzburger hatte es im gesamten Winter nur einmal auf das Stockerl geschafft. Er sorgte aber mit dem überraschenden WM-Großschanzen-Gold in Oberstdorf für ein großes Highlight. Hinzu kam für Kraft und Co. noch Team-WM-Silber. "Es waren doch sehr schöne Momente dabei, aber auch schwierige", sagte Kraft mit Verweis auf seine Rückenbeschwerden. "Mit den Problemchen bin ich mit dem Jahr doch sehr zufrieden. Aber es heißt arbeiten, dass es nächstes Jahr wieder stabiler ist."

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Kraft holte mit seinen Teamkollegen Platz drei im Teambewerb von Planica.
Foto: AP

Der Flug-WM-Vierte Michael Hayböck landete beim Finale an der zehnten Stelle. "Das ist ein runder Abschluss, würde ich sagen. Wir werden uns sicher zusammen einen sehr guten Plan überlegen, ich bin schwerst motiviert", meinte der Oberösterreicher im Hinblick auf die nächste Saison.

Die große Kristallkugel hatte sich nach elf Siegen vorzeitig erstmals der Norweger Halvor Egner Granerud geholt, der bei der WM wegen einer Corona-Ansteckung ausgefallen war.

Tande wird aus Koma geholt

Sein Landsmann Daniel Andre Tande war im Planica am Donnerstag schwer zu Sturz gekommen, der 27-Jährige musste in ein künstliches Koma versetzt werden. Die Aufwachphase wurde am Wochenende eingeleitet. Bleibende Schäden dürften Tande erspart bleiben.

"Die Situation bei Daniel ist stabil", erklärte die Teamärztin der norwegischen Skispringer, Guri Ranum Ekas. Es seien Nachuntersuchungen gemacht worden, um einen bestmöglichen Aufwachprozess aus dem Koma zu gewährleisten. "Mit dem Prozess ist keine Dramatik verbunden", wurde die Ärztin vom Skiverband zitiert. (APA, red, 28.3.2021)

Ergebnisse des Einzelspringens:

1. Karl Geiger (GER) 459,3 (231,0/232,5)
2. Ryoyu Kobayashi (JPN) 452,4 (242,0/217,0)
3. Markus Eisenbichler (GER) 447,9 (221,0/230,0)
4. Domen Prevc (SLO) 442,5 (233,0/233,0)
5. Daniel Huber (AUT) 438,2 (237,0/226,0)
6. Yukiya Sato (JPN) 435,1 (233,0/229,0)
7. Bor Pavlovcic (SLO) 430,1 (249,5/218,0)
8. Johann Andre Forfang (NOR) 428,2 (231,0/234,5)
9. Robert Johansson (NOR) 426,7 (232,5/222,0)
10. Michael Hayböck (AUT) 425,8 (245,0/224,0)
11. Pius Paschke (GER) 421,1 (230,0/225,5)
12. Ziga Jelar (SLO) 417,9 (234,5/220,0)
13. Piotr Zyla (POL) 415,4 (226,5/230,5)
14. Anze Lanisek (SLO) 414,6 (224,0/223,5)
15. Andrzej Stekala (POL) 402,6 (219,0/222,0)
16. Halvor Egner Granerud (NOR) 401,1 (239,0/204,0)
17. Stefan Kraft (AUT) 399,3 (220,5/217,0)
18. Dawid Kubacki (POL) 397,0 (219,0/216,0)
19. Michail Nasarow (RUS) 394,1 (218,0/220,5)
20. Kamil Stoch (POL) 381,9 (216,5/206,5)
21. Philipp Aschenwald (AUT) 381,8 (221,0/208,5)
22. Keiichi Sato (JPN) 380,1 (210,0/219,0)
23. Peter Prevc (SLO) 377,7 (231,5/196,5)
24. Gregor Deschwanden (SUI) 376,5 (220,0/205,5)
25. Severin Freund (GER) 376,1 (213,0/213,0)
26. Jakub Wolny (POL) 369,6 (212,0/216,5)
27. Constantin Schmid (GER) 369,1 (210,5/209,0)
28. Martin Hamann (GER) 368,4 (216,5/200,0)
29. Klemens Muranka (POL) 324,0 (200,5/189,0)

Ergebnis des Teambewerbs – Endstand nach einem Durchgang

1. Deutschland (Pius Paschke 218 m – Constantin Schmid 212 m – Markus Eisenbichler 235,5 m – Karl Geiger 220,5 m) 819,5 Punkte
2. Japan (Naoki Nakamura 225,5 – Junshiro Kobayashi 214 – Yukiya Sato 229,5 – Ryoyu Kobayashi 226,5) 810,0
3. Österreich (Daniel Huber 233,5 – Markus Schiffner 213 – Stefan Kraft 208,5 – Michael Hayböck 218,5) 788,9
4. Slowenien (Bor Pavlovcic 243 – Peter Prevc 205 – Ziga Jelar 204,5 – Domen Prevc 228,5) 785,5
5. Norwegen (Halvor Egner Granerud 229,5 – Marius Lindvik 198,5 – Johann Andre Forfang 212 – Robert Johansson 221) 779,2
6. Polen (Piotr Zyla 213 – Andrzej Stekala 222 – Jakub Wolny 214 – Dawid Kubacki 204) 763,9. Neun Nationen am Start

Gesamtweltcup – Endstand nach 25 Bewerben:

1. Halvor Egner Granerud (NOR) 1572
2. Markus Eisenbichler (GER) 1190
3. Kamil Stoch (POL) 955
4. Ryoyu Kobayashi (JPN) 919
5. Robert Johansson (NOR) 884
6. Karl Geiger (GER) 826
7. Piotr Zyla (POL) 825
8. Dawid Kubacki (POL) 786
9. Anze Lanisek (SLO) 775
10. Marius Lindvik (NOR) 612
11. Yukiya Sato (JPN) 581
12. Daniel Huber (AUT) 561
13. Bor Pavlovcic (SLO) 559
14. Daniel-Andre Tande (NOR) 543
15. Pius Paschke (GER) 514

weiter: 17. Stefan Kraft (AUT) 429 18. Michael Hayböck (AUT) 347 21. Philipp Aschenwald (AUT) 265 36. Thomas Lackner (AUT) 93 39. Jan Hörl (AUT) 82 42. Markus Schiffner (AUT) 76 49. Manuel Fettner (AUT) 50 51. Daniel Tschofenig (AUT) 30 53. Clemens Leitner (AUT) 27 58. Ulrich Wohlgenannt (AUT) 17 60. Maximilian Steiner (AUT) 15 63. David Haagen (AUT) 13 64. Timon-Pascal Kahofer (AUT) 9 65. Gregor Schlierenzauer (AUT) 8

Nationencup:

1. Norwegen 5429
2. Polen 4738
3. Deutschland 4361
4. Österreich 3522
5. Slowenien 3235
6. Japan 3111
7. Russland 591
8. Schweiz 508
9. Finnland 340
10. Kanada 116
11. Estland 63
12. Frankreich 25
13. Bulgarien 19
14. Italien 9
15. Tschechien 6
16. USA 3