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Foto: Reuters/Pascal Rossignol

Im Rahmen einer Klage wird Amazon vorgeworfen, Mitarbeitern in seinen kalifornischen Logistikzentren keine Mittagspause gewährt zu haben. Da die verantwortlichen Anwälte eine Sammelklage anstreben, wurde ebendiese nun an ein Bundesgericht weitergeleitet, nachdem der Fall im Februar beim San Francisco County Superior Court eingereicht wurde.

Lovenia Scott, eine ehemalige Angestellte, berichtet in der Klageschrift, dass im Warenhaus in Vacaville die vorgeschriebene 30-minütige Essenspause nicht eingeplant wurde, berichtet "The Verge". Wenn Arbeiter diese doch zugesprochen bekamen, wurde von ihnen erwartet, ständig ihre Walkie-Talkies zu überwachen, falls Probleme auftreten sollten. Dies schränkte manchmal ihre Pausenzeit ein, so die Klage.

Arbeitspensum zu hoch

Erst Anfang dieses Monats wurden Amazon und ein unabhängiger Auftragnehmer des Konzerns von der kalifornischen Arbeitskommission wegen Lohndiebstahls zu einer Geldstrafe von 6,4 Millionen US-Dollar verurteilt. Eine Untersuchung hatte im Vorfeld ergeben, dass der Subunternehmer Green Messengers seine Fahrer unterbezahlt hatte, indem sie für 10-Stunden-Schichten eingeplant wurden. Dabei war das Arbeitspensum so hoch, dass die Arbeiter gezwungen waren, Essens- und Ruhepausen auszulassen.

In Vacaville seien Pausen unterdessen so organisiert gewesen, dass viele Arbeiter sie zur selben Zeit nehmen mussten. Dadurch entstanden Schlangen am Computersystem, an dem sich die Mitarbeiter abmeldeten. Wer am Ende der Schlange stand, hatte somit eine verkürzte Pause, wirft Scott dem Konzern vor. Zudem seien Schichten "chronisch unterbesetzt" gewesen. Für viele bedeutete das laut ihr, durcharbeiten zu müssen, um die Arbeit rechtzeitig zu beenden.

"Bernie Sanders der Arbeitgeber"

Hinzu kam, dass Arbeiter nicht dafür entschädigt wurden, wenn sie ihre privaten Mobiltelefone benutzten, um Arbeitsaufgaben zu erledigen, wird in der Klageschrift behauptet. In den drei Jahren, die Scott im Vacaville-Logistikzentrum arbeitete, soll außerdem der Lohn nicht rechtzeitig gezahlt worden sein.

Amazon geriet diese Woche bereits in Kritik, nachdem der Konzern auf Twitter Berichte dementierte, dass seine Zusteller dazu gezwungen seien, in Flaschen zu urinieren. Noch am Mittwoch bezeichnete der Manager Dave Clark den Konzern als "Bernie Sanders der Arbeitgeber". Kurz darauf veröffentlichte "The Intercept" interne Dokumente, die belegen zu belegen scheinen, dass Amazon schon seit Monaten über das Problem Bescheid wusste.

Die Praxis sei aufgrund des hohen Drucks, bestimmte Quoten zu erfüllen, so weit verbreitet, dass Manager sie häufig in Meetings, Dokumenten und E-Mails erwähnten, die den Berichterstattern zur Verfügung stehen. Die Unternehmensführung wusste also offenbar von den Problemen, unternahm jedoch nichts, um den Druck auf die Mitarbeiter zu verringern. In einigen Fällen sollen Arbeiter deshalb sogar in Taschen defäkiert haben. (mick, 28.3.2021)