Dass die Damen sich von ihrer Vergangenheit befreien wollen, dabei aber bis kurz vor dem Schluss ihre Berufskleidung nicht wechseln, ist Teil dieser sabbernden Inszenierung.

Foto: Netflix TAMARA ARRANZ

Drei kräftige Schläge auf den Hinterkopf braucht der Zuhälter Romeo, bis er endlich in die Knie geht. Coral, Wendy und Gina (Verónica Sánchez, Yany Prado und Lali Espósito) haben gewonnen und können erst einmal durchatmen. Romeo ist k. o., die Frauen sind frei.

Dass es nicht so einfach ist, als kriminelle Ex-Prostituierte auf der Flucht einen neuen Anfang zu schaffen, ist das Thema der Netflixserie Sky Rojo. Nicht für Gina, die am Telefon erfährt, dass die eigene Mutter sie verkauft hat und seither Schecks kassiert. Nicht für Wendy, die zwar fest zuschlagen kann, aber im entscheidenden Moment nicht abdrückt. Und nicht für Coral, die vergessen hat, ihre Handyortung abzuschalten.

Auf "Haus des Geldes" noch eines draufsetzen

Sky Rojo ist ein Produkt der Macher von Haus des Geldes. Man merkt der spanischen Serie an, dass Álex Pina und Esther Martínez Lobato daran gelegen war, der raffiniert erzählten Räuber-und-Gendarm-Story eins draufzusetzen – und genau das ist zu viel. Das Narrativ von zornigen Prostituierten und unterbelichteten Zuhälterjägern mit Mutterkomplexen wird erschöpfend wiederholt und bleibt mit fetziger Musik unterlegt grob eindimensional.

Lustig sein an den falschen Stellen

Dass die Damen sich von ihrer Vergangenheit befreien wollen, dabei aber bis kurz vor dem Schluss ihre Berufskleidung nicht wechseln, ist Teil dieser sabbernden Inszenierung. Die geschönte Brutalität der Gewaltszenen macht die Angelegenheit geradezu abstoßend.

Mit filmischen Übertreibungskünstlern wie Quentin Tarantino und Roberto Rodriguez hat das nichts zu tun. Dafür nimmt sich Sky Rojo zu ernst und will an den falschen Stellen lustig sein. Acht Folgen, die man nicht gesehen haben muss. (Doris Priesching, 29.3.2021)