Der Wiener Peter Klimek ist als Forscher und Hochschullehrer an der Med-Uni Wien und am Complexity Science Hub aktiv.

Foto: Med-Uni Wien

Wer die Fernsehberichterstattung über Covid-19 und die Maßnahmen der österreichischen Bundesregierung zur Eindämmung der Pandemie aufmerksam verfolgt, wird unlängst Peter Klimek zum wiederholten Mal gesehen haben, diesmal im ZiB 2-Studio. Der Komplexitätsforscher von Med-Uni Wien und Complexity Science Hub wurde von Moderator Armin Wolf zum sechs Tage dauernden Lockdown zu Ostern, vulgo Osterruhe, befragt. Der 38-jährige Vater zweier kleiner Kinder traf differenzierte, unaufgeregte Aussagen.

Kurz zusammengefasst meinte er: Eine Woche Lockdown sei wenig, es sei wichtig, die Infektionszahlen jetzt herunterzudrücken, damit steigende Impfungsraten bis zum späten Frühjahr zu einer Entspannung im Infektionsgeschehen führen könnten. Man frage sich schon, so Klimek, warum der Lockdown nicht zeitnah, sondern eine Woche später umgesetzt werde. Andererseits, vielleicht besinne sich die Bevölkerung sofort auf die Gefahr des Virus.

Die Hoffnung stirbt ja zuletzt. Klimeks Profession ist natürlich nicht die des Lesens in der Glaskugel. Er greift, vereinfacht gesprochen, auf anonymisierte Daten zu, errechnet eine Prognose. Ein mitunter recht schwieriges Unterfangen: Das Problem dabei sind nicht die Methoden, an ihnen würde es nicht fehlen. Das Problem ist die Basis dieser Arbeit. Die Daten haben nicht die Qualität, die man sich als Computational Scientist wünschen würde.

Rätseln über Anzahl der Intensivbetten

Bis heute ist laut Klimek, der Quantenphysik an der Uni Wien studierte, nicht hundertprozentig sicher, wie viele Intensivbetten es in Österreich tatsächlich gibt. Aufgrund verschiedener Zählungen kann es nur eine Annäherung an die korrekte Zahl geben. Die Pandemie legt strukturelle Schwächen in der Verwaltung offen.

Klimeks Aussagen in Medien widersprechen nicht selten dem politischen Diskurs. Wenn über Öffnungen debattiert wird, über den Wunsch, den Wienern wenigstens den Besuch in Schanigärten zu ermöglichen, sagt er, dass das keine gute Idee sei, um das Infektionsgeschehen zu verlangsamen. Da wird er schon einmal als "Alarmist" beschimpft. Vielleicht wäre diese Diskussion ja sachlicher, weniger emotional, wenn bessere Daten verfügbar wären.

Das jedenfalls ist Klimeks langfristiges Ziel: Österreich muss evidenzbasierter in seiner Verwaltung werden, sagt er, damit das Chaos, ob beim Contact-Tracing oder beim Impfen, der Vergangenheit angehört. (Peter Illetschko, 29.3.2021)