Diskuswerfer und Olympia-Hoffnung Lukas Weißhaidinger wartet noch auf die Impfung – im Gegensatz zu 35 Rivalen.

Foto: APA/Herbert Neubauer

Für Tokio impfen oder nicht? Darüber wird vier Monate vor dem geplanten Beginn der zunächst vor einem Jahr geplanten Olympischen Sommerspiele in Japan heftig diskutiert. Bezeichnenderweise hat just der Sportminister die Debatte ausgelöst. Werner Kogler (Grüne) sieht "kaum eine Möglichkeit für jene, die sich noch qualifizieren müssen", und will auch bei bereits fix Qualifizierten nicht sonderlich aufs Tempo drücken.

Ticket in der Tasche

Die Verstimmung im Sport ist verständlich. Schon im Dezember hat Peter Mennel, der Generalsekretär des Österreichischen Olympischen Comités (ÖOC), eine Impfpriorität für jene angeregt, die das Ticket nach Tokio schon in der Tasche haben oder noch darum kämpfen. Es handelt sich um eine geschätzte Hundertschaft, und diese hundert haben, so die Argumentation, gewissermaßen ein erhöhtes Risiko zu tragen. Schließlich reisen sie um die Welt, um an Wettkämpfen teilzunehmen, bei denen es um die Olympia-Qualifikation geht. Klarerweise steigt da die Infektionsgefahr. Dazu kommt, dass Spitzensportler und -sportlerinnen, die sich viel abverlangen, oftmals relativ wenig Abwehrkräfte haben. Ein trainierter Körper kann ein anfälliger Körper sein.

Länder, die alle Kandidaten geimpft haben

Eine ethische Diskussion über Impfprioritäten muss man nicht über den Spitzensport führen – wo doch fast jeder von Geimpften weiß, die an Risikogruppen nicht einmal anstreifen, wo sehr wohl schon Jüngere vor Älteren drangekommen sind und wo die einzelnen Bundesländer alles andere denn an einem Impfstrang ziehen. ÖOC-General Mennel erwähnt das Beispiel Lukas Weißhaidinger. Der Diskuswerfer, WM-Dritter von 2019, ist eine der größten heimischen Olympia-Hoffnungen. Weißhaidinger wartet noch auf die Impfung – im Gegensatz zu 35 Rivalen, die sich somit in der Vorbereitung ganz anders bewegen können. Und natürlich gibt es Länder, die schon alle Tokio-Kandidaten geimpft haben.

Zu wenig Bewegung

In Österreich hat Sport wenig Stellenwert. Das erkennt man daran, dass Kinder in den Schulen zu wenig Bewegung bekommen – oder an einer Infrastruktur, die dem internationalen Vergleich nicht standhält. Doch immerhin leistet sich das Land ein System, in dem Spitzensportler über Anstellungen beim Bundesheer, beim Zoll und bei der Polizei abgesichert sind. Diese Investition stellt der Sportminister nun infrage, anstatt sie durch einige Impfungen abzusichern. (Fritz Neumann, 29.3.2021)