Petr Kellner, hier in einem Abschlussbericht zu sehen, war Mehrheitseigentümer der Investitionsfirma PPF.

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Prag – Alle Tschechinnen und Tschechen kannten ihn, nur wenige haben ihn aber gesehen: den Milliardär Petr Kellner, der bei einem Hubschrauberabsturz in Alaska im Alter von 56 Jahren gestorben ist und als der reichste und einflussreichste Tscheche galt. Gleichzeitig war er ein bisschen geheimnisvoll. In der Öffentlichkeit war er nur sehr selten zu sehen – und auch mit Medien kommunizierte er nur ausnahmsweise.

Zu dem Unglück kam es bereits am Samstag bei einer Helikopter-Skitour nahe dem Knik-Gletscher in Alaska, wie US-Behörden am Montag mitteilten. Bei dem Absturz starben vier weitere Menschen, darunter der Pilot. Warum der Hubschrauber abstürzte, ist noch unklar.

Reich dank Privatisierungen

Die Beisetzung Kellners werde im engsten Familienkreis erfolgen, teilte eine Sprecherin seiner Investmentgruppe PPF mit. Die Zeitschrift "Forbes" schätzte Kellners Vermögen auf umgerechnet knapp 15 Milliarden Euro. PPF ist neben der EPH-Gruppe zu 50 Prozent am deutschen Braunkohleförderer Leag beteiligt. Weitere Beteiligungen sind das Kreditunternehmen Home Credit, das vor allem in Russland und China aktiv ist, die Medienfirma CME mit dem Privatfernsehsender Nova und der Onlinehändler Mall.cz.

Reich wurde Kellner dank des umstrittenen Projekts der sogenannten Kupon-Privatisierung Anfang der 90er-Jahre, bei dem der Staat die Aktien seiner Betriebe praktisch kostenlos verteilte. Der damalige Finanzminister und spätere Regierungschef und Staatspräsident Václav Klaus präsentierte diese Idee, während der frühere Chef der Sozialdemokratie und jetzige Staatspräsident Miloš Zeman sie als den "größten Diebstahl des Jahrhunderts" kritisierte.

Lesbar, aber nicht das Wichtigste

Die Verteilung der Aktien konnte sowohl direkt als auch durch Fonds erfolgen, die die einfachen Bürger in diesem Prozess vertreten konnten. Und gerade dies tat Kellner und sein PPF-Fonds. Fachlich ausgerüstet war er als Absolvent der Prager Hochschule für Ökonomie mit dem Titel Wirtschaftsingenieur gut. Nach und nach vermehrte er seinen Reichtum, dessen Umfang 2020 laut der Zeitschrift "Forbes" 14,9 Milliarden Dollar (12,7 Milliarden Euro) ausmachte. "Ich weiß, dass es lesbar, nicht aber das Wichtigste ist", sagte einst Kellner zu seinem Vermögen.

Für wichtig hielt er nach eigenen Worten die Familie, Kinder, Gesundheit und Freiheit. "Die Corona-Pandemie hat allen die Relativität der Sachen gezeigt, die wir als grundsätzlich und unveränderlich betrachtet haben. Deshalb denken wir alle jetzt darüber nach, was im Leben wirklich wichtig ist", schrieb Kellner in dem letzten Jahresbericht seines Wirtschaftsimperiums.

Seit kurzem Medieneigner

Die wichtigsten Branchen in Kellners Unternehmungen sind Telekommunikation, Finanzen und Maschinenbau. 2020 kamen auch Medien dazu, indem er durch den Kauf von Central European Media Enterprises (CME) mehrere TV-Sender in Zentral- und Osteuropa, einschließlich des tschechischen Kanals Nova, gewonnen hat.

Der Multimilliardär galt als gut vernetzt. Miloš Zeman habe Kellner sehr geschätzt und bedauere seinen Tod zutiefst, teilte ein Sprecher des Staatsoberhaupts mit. "Eine unglaubliche Tragödie", schrieb Regierungschef Andrej Babiš auf Twitter. In den sozialen Medien gab es indes auch negative Kommentare: "Was machte Kellner in Alaska, während andere wegen des Corona-Lockdowns kaum das Haus verlassen dürfen?", schrieb ein Nutzer.

Kellner wurde am 20. Mai 1964 im nordböhmischen Česká Lípa (Böhmisch Leipa) geboren, die Kindheit hat er in Liberec (Reichenberg) verbracht. Er war zweimal verheiratet und hat insgesamt vier Kinder. Das bekannteste ist Anna Kellnerová, erfolgreiche Springreiterin und laut Medien die Ehefrau eines anderen tschechischen Milliardärs, Daniel Křetínský. Für Schlagzeilen sorgte einst die Nachricht, dass Kellner 2018 seiner Tochter ein Spitzenpferd Namens "Catch me if you can" für 250 Millionen Kronen (aktuell knapp zehn Millionen Euro) gekauft hat. (APA, red, 29.3.2021)