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Amazon steht schon länger immer wieder in der Kritik.

Foto: reuters

Immer wieder steht Amazon aufgrund seiner Arbeitsbedingungen in der Kritik. Nun reagierte das Unternehmen in den sozialen Medien besonders angriffig darauf – und attackierte unter anderem die US-Senatoren Bernie Sanders und Elizabeth Warren auf Twitter. Firmenchef Jeff Bezos soll das Social-Media-Team selbst dazu beauftragt haben, so zu kommunizieren.

So hatte Sanders den Mitarbeitern des Unternehmens im Bundesstaat Alabama nahegelegt, sich gewerkschaftlich zu organisieren, und einen Mindestlohn von mindestens 15 US-Dollar gefordert. Daraufhin twitterte Amazon News, dass der Mindestlohn in Sanders' Heimatbundesstaat Vermont bei 11,75 Dollar liege. Er würde "lieber in Alabama reden, als in Vermont zu handeln".

Kritik

Und auch mit der Demokratin Elizabeth Warren lieferte sich Amazon einen verbalen Schlagabtausch. Das Unternehmen argumentierte in einer Diskussion über seine Steuerpraktiken, dass die Gesetze von Politikern geschrieben würden und sie diesen nur folgen würden. "Wenn ihr die Gesetze, die ihr geschaffen habt, nicht mögt, bitte ändert sie." Warren schrieb daraufhin, dass sie die "Schlupflöcher", die das Unternehmen missbrauchen würde, nicht verfasst hätte. "Eure Armee aus Anwälten und Lobbyisten hat es getan."

Zusätzlich merkte sie an, dass sie das Vorgehen des Konzerns gegen Gewerkschaftsbildung bekämpfen werde – und sich dafür einsetzen werde, dass die großen IT-Konzerne zerschlagen werden, damit sie nicht "mächtig genug sind, um Senatoren mit frechen Tweets aus dem Konzept zu bringen". Daraufhin reagierte das Unternehmen mit einem Beitrag, in dem es schrieb, dass ihre Aussage "außergewöhnlich und offenbarend sei".

Gegenangriff

So würde eine der "mächtigsten Politikerinnen" des Landes behaupten, sie wolle ein "amerikanisches Unternehmen zerschlagen, damit es sie nicht mehr kritisieren kann". Zu dem Vorwurf, dass Mitarbeiter aus Stress in Flaschen pinkeln müssen, schrieb die Firma dem Kongressabgeordneten Mark Pocan: "Das glauben Sie doch selbst nicht, oder? Wenn das stimmen würde, würde niemand für uns arbeiten."

Die Vehemenz, mit der das Unternehmen argumentierte, war, wie "Recode" berichtet, das Ergebnis einer Aufforderung von Firmenchef Jeff Bezos: Dieser hatte die Mitarbeiter dazu aufgerufen, sich zu wehren, und sich offenbar geärgert, dass sie nicht aggressiv genug dabei waren, Kritik zu bekämpfen. Dabei ging es vor allem um Behauptungen, die aus seiner Sicht so nicht stimmen.

Kettenreaktion

Das Unternehmen ist aktuell mit der größten Gewerkschaftswahl in seiner bisherigen Geschichte in einer Lagerhalle in Alabama konfrontiert. Sollte sich ein Großteil dafür entscheiden, dürfte das zu einer Kettenreaktion führen, und auch weitere Standorte könnten sich organisieren – das will Amazon wohl mit allen Mitteln verhindern. Auch intern hatte das Vorgehen für Verwunderung gesorgt, so wunderte sich ein Mitarbeiter in den internen Foren, dass die "Tweets nicht den sonstigen Inhalten entsprechen", die gepostet würden. Sie seien "unnötigerweise antagonistisch" und würden der Marke schaden, schrieb er. (red, 29.3.2021)