Beim Präsenzdienst im Bundesheer stand nach der Tagwache immer gleich das Basistraining auf dem Programm. Prima Start in den Tag, gibt dir Kraft und Ausdauer. Porsche praktiziert gerade was Ähnliches. Die haben von ihrem Elektro-Volltreffer eine Einstiegsversion angelegt, sozusagen den Typ fürs Taycan-Basistraining.

Foto: Daniel Wollstein

Ein solches Auto hat es für einige Tage nach Österreich geschafft, der Standard hatte die Ehre, es gleich einmal kurz ausführen zu dürfen. Doch was tun, wenn nur ein Vormittag zur Verfügung steht? Vielleicht einen Mix aus Stadt (Wien), Autobahn (A2) und Bundesstraße (Piestingtal bis Rohrer Sattel) zusammenstellen? Genau.

Schon auf der Anfahrt via Südosttangente pirscht sich ein 911 Cabrio auf der Nebenfahrbahn heran, der Lenker zeigt Grinsen und "Daumen hoch", und das ist beileibe kein Einzelfall, wenn man im Taycan unterwegs ist, diesem Auto, das drei Welten in sich vereint: die der Elektromobilität, die der noblen Limousine und schließlich, elementar wichtig weil Porsche, die der Sportwagen.

Foto: Daniel Wollstein

Der entscheidende Unterschied zu Turbo und Turbo S, mit denen der Auftakt Ende 2019 erfolgte, liegt nicht allein in der Leistung, sondern im Reinheitsgebot. Vorn lenken, hinten antreiben: Auf die Kernbotschaft Heckantrieb statt Allrad setzen beide neuen Versionen, der Taycan ohne Zusatz und der "Plus".

Zur Orientierung: Zwei Batteriegrößen stehen zur Wahl, 79,2 und 83,4 kWh sowie Reichweiten von bis zu 431 bzw. 484 km. Nennleistung beim kleineren Akku: 240 kW, beim größeren: 280, und mit Overboost ist die Rede von 300 und 350 kW (Turbo S: 460 kW, Overboost: 560).

Unterwegs waren wir im "Plus", und was soll man sagen, Porsche liefert schon in der Minimalausformung Circus Maximus, nämlich maximale Unterhaltung. So präzise, sauber, wie der seine Linien zieht – man steht immer wieder staunend vor dem Phänomen Porsche.

Foto: Daniel Wollstein

Im Verhältnis zum Turbo S fehlt dem Taycan Plus klarerweise der ganz brachiale Wumms, aber man gewinnt beinahe den Eindruck, er fährt sich noch einen Tick freier. Das mag daran liegen, dass im Normalbetrieb beim Turbo S, man merkt es eh kaum, nur der (hier entfallene) Frontmotor am Werken ist.

Straffbank

Dank adaptiver Dreikammer-Luftfederung, die die Kleinigkeit von 2226 Euro Aufpreis kostet, geriert sich der Taycan Plus als kultivierte, leise Reiselimousine mit hohen Komfortreserven. Wenn du, weil’s kurvig wird und du dir das genauer ansehen möchtest, am Drive-Mode-Rädchen im Lenkrad auf "Sport Plus" drehst, kommst du auf die Straffbank, bleibst aber erst recht im Spiel, weil der Tacyan jetzt auf rassiger Sportwagen macht, und das eben mit strafferer Federung.

Foto: Daniel Wollstein

Dass der "Plus" die Kehren am Rohrer Sattel mit lustigem, wunderbar kontrollierbarem Heckschwanzeln quittierte, deutet ebenfalls das Spaßpotenzial an, das in diesem perfekt ausbalancierten Elektromobil steckt. Und die 90 Kilos weniger gegenüber dem Turbo S – der pure Taycan ist sogar 170 kg leichter – fühlt man halt auch bei der Agilität. Was man nicht merkt, ist, dass man mit dem Taycan Plus trotzdem noch 2,2 Tonnen Automobil durch die Gegend wuchtet.

Grafik: Der Standard

Sonst noch aufgefallen: Auf Dauer ist das im Sport-Plus-Modus hinterlegte Klangbild nervig. Geschenkt, die meiste Zeit fährt man ohnehin im Basis-Modus. Sodann hat der Kofferraum laut Datenblatt mit 407 Liter um 41 mehr Volumen als im Turbo S, und das Fach vorn unter der Motorhaube fasst 84 statt 81 Liter; am zweckdienlichsten nutzt man es für die Kabeltaschen. Kofferraumvolumen im eng verwandten Audi e-tron GT: 405 Liter.

Bei den Fahrleistungen sprinten Taycan und Taycan Plus in 5,4 Sekunden von null auf 100 km/h (Spitze: 230 km/h) – der Turbo S absolviert die Übung in 2,8 Sekunden (Spitze 260 km/h). Stromverbrauch? Bei besagter erster Ausfahrt kamen wir auf knapp über 26 kWh / 100 km.

2020 hat Porsche trotz Corona-Krise 20.015 Taycans verkauft, in Österreich landeten 162 Stück. Das wird rasch noch mehr werden. Einerseits durch diese neuen Basismodelle, andererseits, weil bereits ein zweites Derivat zuläuft, der Lifestyle-Kombi Taycan Cross Turismo. (Andreas Stockinger, 10.4.2021)