Eine Intensivstation im Universitätsklinikum Tulln.

Foto: APA/HELMUT FOHRINGER

Die Situation auf den Wiener Intensivstationen spitzt sich immer weiter zu: Früher als von Experten noch Mitte des Monats erwartet, wurde am Montag in der Bundeshauptstadt erstmals die Marke von 200 Corona-Intensivpatientinnen und -patienten übertroffen. Konkret benötigten 204 Corona-Erkrankte eine intensivmedizinische Betreuung – um 13 mehr als noch am Sonntag.

Die Intensivstationen füllen sich in dieser dritten Welle immer schneller mit Corona-Fällen: Allein seit Freitag nahm die Zahl der Corona-Intensivpatienten in Wien um 39 zu. Insgesamt stehen den Spitälern des Wiener Gesundheitsverbunds (Wigev) rund 550 Intensivbetten zur Verfügung – allerdings für alle Patientinnen und Patienten und nicht nur für Covid-Erkrankte. Nina Brenner-Küng, Sprecherin des Wigev, kündigte bereits vergangene Woche im STANDARD-Gespräch an, dass in Wien bald "im großem Ausmaß" Operationen verschoben werden müssen, um Intensivbetten für Covid-Erkrankte freizumachen.

Intensivmediziner warnen vor drohender Überlastung

Auch in Niederösterreich und dem Burgenland füllen sich die Intensivbetten signifikant mit Covid-Fällen: In Niederösterreich benötigten am Montag 113 Personen eine intensivmedizinische Betreuung – um drei mehr als am Sonntag. Der Rekordwert aus der zweiten Welle im November (115) dürfte in Kürze übertroffen werden. Im Burgenland ging die Belegungszahl zwar gering von 25 auf 24 zurück: Die Rekordbelegung aus der zweiten Welle mit 22 Corona-Intensivfällen im November 2020 wurde aber wie in Wien bereits übertroffen.

Vor einer Überlastung der Intensivstationen aufgrund der Verbreitung der Virusmutationen warnte am Montag auch Walter Hasibeder, der Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin (Ögari) und ärztliche Leiter der Intensivstation im Krankenhaus Zams, im Ö1-"Morgenjournal". Den Oster-Lockdown in Ostösterreich halte er für zu kurz, um der steigenden Infektionszahlen Herr zu werden – außerdem sollte er über ganz Österreich verhängt werden. Am Freitag hat Thomas Staudinger, Leiter einer der Intensivstationen am Wiener AKH, in der "ZiB 2" des ORF erklärt, dass seine Station kurz vor der Überlastung stehe.

Notbetrieb im Burgenland

Die burgenländischen Spitäler der Krages (Burgenländische Krankenanstalten-GmbH), aber auch das Spital der Barmherzigen Brüder in Eisenstadt, gehen derweil in den Notbetrieb. Um zusätzliche Intensivbetten für Covid-19-Patienten zu schaffen, werden Aufwachbetten im OP-Bereich umfunktioniert. Das bedeutet aber gleichzeitig, dass "nur mehr in akut lebensnotwendigen Fällen operiert wird", betonte Krages-Geschäftsführer Hubert Eisl am Montag. Dann habe man 27 Intensivbetten zur Verfügung.

In den vier Krages-Spitälern in Oberwart, Oberpullendorf, Güssing und Kittsee habe man insgesamt noch zehn Intensivbetten für Non-Covid-Belegungen. In Einzelfällen könnten Patienten auch in andere Bundesländer transferiert werden, wobei sich diese ebenfalls dem Limit nähern würden.

"Die Situation ist jetzt wirklich ernst. Wir sind am Anschlag. Alle Häuser fahren ab dieser Woche nur mehr den Notbetrieb", sagte Eisl. Sollten die Zahlen weiter steigen, könne man nicht mehr ausschließen, dass auch dringende Operationen wie Tumor-Entfernungen nicht mehr durchgeführt werden können. "Wir bedauern diese Entwicklung, aber sie ist Realität", betonte Eisl. (krud, red, APA, 29.3.2021)