Auch Frauenförderung kann eine Maske sein: Gabriela Spiegelfeld.

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Der jüngste Einblick in Chatprotokolle zwischen Öbag-Chef Thomas Schmid, Spitzenpolitikern und anderen aus dem ÖVP-Dunstkreis legte ein originelles Verständnis von "Leistung" offen. Während Bundeskanzler Sebastian Kurz gern betont, "Leistung" müsse sich "lohnen", lesen wir jetzt in – nun ja – sehr jugendlich formulierten Textnachrichten nach, dass offenbar Vitamin B(eziehung) für manche Jobs die wichtigste Zutat bei der Kreation einer Spitzenkarriere ist.

Gut, wir ahnten bis wussten es. Und noch etwas ahnten wir und wissen es leider nun: In so mancher Branche und manchem Parteiumfeld ist "Frauenförderung" nicht viel mehr als ein zynischer Etikettenschwindel. In den Chatprotokollen fand sich von der Beraterin Gabriela Spiegelfeld dieser Satz, den sie an Thomas Schmid schrieb: "Mir gehen die Weiber so am Nerv." Und: "Scheiß Quote". Spiegelfeld suchte damals, 2019, Kandidatinnen für den Öbag-Aufsichtsrat. Für Aufsichtsräte gilt seit 2018 eine verpflichtende 30-prozentige Frauenquote. Wie "nervig". Doch eine "Gute" fanden sie dann doch, wie Schmid Bundeskanzler Kurz wissen ließ. Was eine solche können muss? Sie muss "compliant" und "steuerbar" sein.

Frauen fürs Image

Die ÖVP rühmte sich bei der Angelobung des ersten türkis-grünen Teams 2020 mit einem Frauenanteil unter den Regierungsmitgliedern von 53,3 Prozent. Doch die Aussagen von Spiegelfeld zeigen schön, wie ein Frauenanteil zur Imagepolitur verkommen kann – und dass mit einem Frauenanteil allein auch keine nur irgendwie feministisch geartete Politik herauskommt.

Dasselbe kann für Frauennetzwerke gelten: Die türkise Netzwerkerin Spiegelfeld, die die "Weiber" so nerven, gründete 2003 gemeinsam mit Eva Glawischnig den "Klub der Frauen", laut eigenen Angaben eine "überparteiliche Initiative", die für Frauenthemen in der Öffentlichkeit Bewusstsein schaffen und Frauen mobilisieren will.

Das ist also auch drinnen, wenn "Frauenförderung" draufsteht: sexistische Anbiederung einer scheinbar frauenfördernden Beraterin an eine Männerpartie in machoider Sprache, die von "Weibern" bis "Scheiß Quote" reicht und wahrscheinlich auch noch darüber hinausgeht. Dass Frauen zwar des modernen Images wegen da sein sollten, aber bitte nur die "steuerbaren". Von "Leistung" bis "Frauenförderung": Die Diskrepanz zwischen Schein und Sein zeigte sich hier wieder einmal als maximal groß. (Beate Hausbichler, 30.3.2021)