Hexen, Vampire und Dämonen an der Uni von Oxford, ein magisches Manuskript, Zeitreisen, verbotene Liebe – die Serie A Discovery of Witches des Pay-TV-Senders Sky bietet alles, was das Fantasyherz begehrt. Mit Spannung erwarteten Fans die zweite Staffel, welche Anfang dieses Jahres herauskam.

Jacke A.M. by Anna Makri, Oberteil BSCARP by Beau Scarlett-Pitt und Schmuck PI London.
Foto: Benjamin Mallek

Die dritte folgt 2022, und genau wie bei der Romantrilogie, die als Vorlage diente, ist danach Schluss. Die Dreharbeiten zur finalen Staffel wurden vor kurzem abgeschlossen. Es habe großen Spaß gemacht, daran zu arbeiten, sagt Schauspieler Edward Bluemel, der in der Serie die Rolle des Vampirs Marcus Whitmore spielt. "Ich bin ein bisschen traurig, mich nun von der Figur und der Serie verabschieden zu müssen.

Sie war ein wichtiger Teil meines Lebens als Schauspieler." Nachdem er 2018 für A Discovery of Witches gecastet wurde, folgten 2019 Engagements in weiteren international renommierten Serien. In Staffel eins der Netflix-Produktion Sex Education spielt er Sean, den Drogen-dealenden Bruder von Maeve Wiley, einer der Protagonistinnen der Serie. In Killing Eve, einer BBC-America-Produktion, tritt Bluemel in Staffel zwei als Hugo Turner auf – ein arroganter Oxford-Absolvent aus reichem Hause, dessen Vater ihm den Job im Team von MI6-Agentin Eve Polastri, gespielt von Hauptdarstellerin Sandra Oh, verschafft.

Pollunder Stylist‘s own, Hemd, Hose BSCARP by Beau Scarlett-Pitt und Chaps A.M. by Anna Makri
Foto: Benjamin Mallek

Ob es ein Wiedersehen mit diesen beiden Figuren in den kommenden Staffeln der Serien gibt, ist unklar – ebenso, woran Bluemel als Nächstes arbeiten wird: "Zum ersten Mal seit langem stehen aktuell keine Projekte an", erzählt er im Videointerview, sitzt dabei gemütlich in Jogginghose und Hoodie in seinem WG-Zimmer. Er teilt sich mit drei anderen Schauspielern eine Wohnung in London.

Jacke, Hose A.M. by Anna Makri, Oberteil BSCARP by Beau Scarlett-Pitt, Schuhe von Bottega Veneta.
Foto: Benjamin Mallek

Rivalität untereinander gebe es nicht. Die Kollegen unterstützen einander beim Vorsprechen – die sich Corona-bedingt gerade auf selbstgefilmte Videos vorgegebener Szenen beschränken – kochen zusammen, machen Sport oder gehen spazieren. Die Gemeinschaft halte ihn mental gesund und glücklich. "Aber es gibt auch diese Momente, in denen ich unter Zukunftsängsten leide, obwohl ich ein erfolgreicher Schauspieler bin. Zwischendurch mal freizuhaben ist schön. Doch je länger der Zustand dauert, desto lauter fragt die Stimme im Kopf: ‚Werde ich jemals wieder Arbeit finden?‘"

Trenchcoat Rainman London, Aufnäher Laura Kaczmarek, Hose BSCARP by Beau Scarlett-Pitt, Schuhe Paul Smith.
Foto: Benjamin Mallek

Einstellungssache

Auch seine Eltern hätten ihn immer wieder auf die geringen Erfolgsschancen in der Schauspielerei hingewiesen. Trotzdem habe er stets volle Unterstützung erhalten, was nicht selbstverständlich sei. Einen ersten Kontakt zu seinem späteren Beruf hatte Edward Bluemel bereits in jungen Jahren. Mit elf wurde er für ein Theaterstück in der Schule seiner Heimatstadt Taunton in Südwestengland gecastet. "Ich war laut und selbstbewusst, genau, was die Lehrer gesucht hatten.

Alle waren begeistert! Das hat etwas in mir ausgelöst", erzählt Bluemel. Mit 17 hat er sich dann ernsthaft damit auseinandergesetzt, den Schauspielberuf zu ergreifen. "Es ist ein mutiger Schritt, Schauspieler zu werden. Nein, ein dummer. Ich hatte aber immer eine realistische Sicht auf die Dinge und mich bei jeder Hürde darauf eingestellt zu scheitern." Doch wider Erwarten schaffte Bluemel die Aufnahmeprüfung für das Schauspielstudium am Royal Welsh College of Music & Drama, fand später einen Agenten und ergatterte schließlich auch erste Rollen.

"Es ist ein mutiger Schritt, Schauspieler zu werden. Nein, ein dummer."
Jacke, Hemd BSCARP by Beau Scarlett-Pitt, Krawatte Stylist‘s own und Schmuck PI London.
Foto: Benjamin Mallek

Selbstzweifel begleiten ihn zwar weiterhin, er nutzt sie aber für seinen Vorteil: "Sobald man sich selbst für den besten Schauspieler am Set hält, beginnen die Probleme. Ich finde es großartig, mit erstklassigen Schauspielern und Schauspielerinnen zu arbeiten, die mir ein bisschen Angst machen. Sie verhilft mir zu Bestleistungen." Besonders eingeschüchtert hatte ihn die Vorstellung, am Set für Killing Eve mit Kollegin Sandra Oh zu spielen. Ihre Erfahrung und ihr Können haben auch ihn zu einer guten Performance beflügelt.

Eduard Bluemel spielt in der ersten Staffel von Sex Education Sean Wiley – hier im Trailer zu sehen ab Minute 4.50.
Netflix Deutschland, Österreich und Schweiz

Die Hauptdarstellerin in Killing Eve ist eine bisexuelle, asiatischstämmige Frau. Auch bei Sex Education werden People of Colour repräsentiert und Gender-Fragen verhandelt. Die beiden Serien, in denen Bluemel mitspielte, sind plakative Beispiele dafür, dass sich die Filmbranche vermehrt mit Diversität auseinandersetzt. Doch hinter den Kulissen geht es oft weniger progressiv zu, weiß Edward Bluemel: "Diversität braucht es nicht nur nach außen hin, sondern auch in weniger öffentlichen Sphären wie den Schreibstuben der Serien-Autoren, Büros der Produzenten.

Dort sitzt meist nach wie vor eine Gruppe älterer weißer Herren." Es freue ihn daher, Teil von Serien zu sein, die von Frauen und nichtweißen Frauen sowohl gespielt als auch geschrieben wurden. Und welche Rolle spielt Bluemel als weißer Hetero-Mann in der Diversitätsbewegung? "Wir waren so lange in einer privilegierten Lage, da macht es mir nichts aus, zukünftig zurückzustecken."

Es wird immer wieder diskutiert, welche Rollen von wem gespielt werden sollten und von wem besser nicht. Darf etwa ein heterosexueller Mann einen Homosexuellen spielen? "Braucht man für eine Rolle die Lebenserfahrung, homosexuell aufgewachsen zu sein, würde ich nicht vorsprechen. Bei einer Figur, die homosexuell ist, ohne dass das groß thematisiert wird, hätte ich kein Problem. Man muss respektvoll sein, gleichzeitig aber bedenken, dass die Arbeit von Schauspielern nun mal ist, in andere Rollen zu schlüpfen." Eine Rolle, die der 27-Jährige gerne verkörpern würde, ist eine männliche Version der Sekretärin Miss Moneypenny in einem James-Bond-Film.

Pullover Dunhill und Schmuck PI London.
Foto: Benjamin Mallek

In die erste Reihe scheint sich der Newcomer also nicht zwangsweise zu drängen. Auch die Vorstellung großer Berühmtheit reizt ihn nicht: "Auf der Straße werde ich kaum angesprochen. Das finde ich gut. Die A-Promis, die ich kennengelernt habe, reden selten positiv über ihren hohen Bekanntheitsgrad."

Das Problem hätte Bluemel auch nicht bei seinem zweiten Berufswunsch aus Kindheitstagen: Fischhändler! "Noch heute bleibe ich Fischläden stehen und schau, was es gibt. Ich esse besonders gern Muscheln und Krustentiere. Die Unterwasserwelt fasziniert mich. Tauchen würde ich aber niemals gehen, ich bin ein furchtbar schlechter Schwimmer." (Michael Steingruber, RONDO, 6.4.2021)