Hygiene Austria hat in China Masken gekauft und sie in Österreich als "made in Austria" weiterverkauft.

Foto: APA/Klaus Techt

Viel wurde berichtet über unhygienische und unsichere Arbeitsverhältnisse beim Maskenhersteller Hygiene Austria. Beim von Lenzing und Palmers gegründeten Unternehmen beteuerte man aber stets, dass die Berichte falsch seien. Einen Arbeitsunfall habe es gegeben, der sei aber nicht vertuscht worden.

Wie Dokumente zeigen, die Hygiene Austria im Zuge der Transparenzoffensive auf der eigenen Homepage veröffentlichte, gab es wegen besagten Arbeitsunfalls eine Selbstanzeige vonseiten des Hygiene-Austria- und Palmers-Chefs Tino Wieser. Eine Mitarbeiterin hatte am 22. November in eine Maschine gegriffen, um Ohrbandgummi zu entfernen, und sich dabei schwer an der Hand verletzt. Bei Materialstau sei die Maschine zu stoppen gewesen, das sei aber nicht erfolgt.

Ermahnung

Das zuständige Bezirksamt sah als erwiesen an, dass die geltende Betriebsanleitung des Herstellers bei der Benutzung der FFP2-Maschine nicht eingehalten wurde – ein Verstoß gegen das Arbeitnehmerschutzgesetz –, sprach in dem Fall aber bloß eine Ermahnung aus. Von einer Strafe sah das Amt ab. Wieser gab in der Selbstanzeige an, die Produktionsstätte unter enormem Zeitdruck umgerüstet zu haben. Auch die ausdrückliche Absicht, die betroffene, von einer Zeitarbeiterfirma überlassene Mitarbeiterin nach ihrem Unfall wieder einzustellen, wurde Wieser als straferleichternd angerechnet.

Vier Tage nach dem Unfall stellte das Arbeitsinspektorat bei einer Begehung fest, dass die angezeigten Sicherheitsmängel bereits behoben worden seien.

Vertuscht?

Der schwere Arbeitsunfall der Zeitarbeiterin ist allerdings nicht der einzige Unfall, den es im Maskenwerk gegeben haben soll. Laut einem ambulanten Arztbrief, der vom Landesklinikum Baden/Mödling ausgestellt wurde und dem STANDARD vorliegt, gab es mindestens einen Unfall, der als Hausunfall gemeldet wurde – laut einem Informanten aber ein Arbeitsunfall war.

Die betroffene Arbeitskraft zog sich die Handverletzung im Sommer 2020 zu und gab bei der Untersuchung an, für die AD Job Assist GmbH zu arbeiten. Bei Hygiene Austria erklärt man zwar, die betreffende Zeitarbeiterfirma nicht zu kennen. Der Personalüberlasser First Staff gab allerdings gegenüber dem STANDARD zu, den später als Scheinfirma enttarnten Arbeitskräfteüberlasser als Subunternehmen ins Maskenwerk geholt zu haben. Der Patient scheint im Sommer 2020 auch auf Anwesenheitslisten aus dem Maskenwerk auf.

Pikante Details

Auch die Rahmenverträge mit den Zeitarbeitsfirmen First Staff und Oba – Gp. KG, die Hygiene Austria proaktiv veröffentliche, enthalten bei genauerem Hinsehen hinterfragenswerte Details. Die veröffentlichten Verträge wurden erst heuer abgeschlossen. Im Falle der Oba Gp. KG heuer im Jänner und in jenem von First Staff diesen Februar.

Eine STANDARD-Anfrage, ob die Personalüberlasser zuvor ohne Vertrag für den Maskenhersteller tätig waren, ließ Hygiene Austria am Dienstag ebenso unbeantwortet wie eine Anfrage, ob ältere Verträge mit den Unternehmen wortgleich waren wie die auf der Homepage veröffentlichten. (jan, luis, 31.3.2021)