Bild nicht mehr verfügbar.

Agnès Callamard ist die neue Generalsekretärin von Amnesty International.

Foto: REUTERS/Francois Lenoir/File Photo

Es gibt gute Gründe, dass Agnès Callamard ihr Privatleben weitgehend unter Verschluss hält. Selbst das Geburtsdatum der Französin ist im Internet umstritten. Eine Anfrage bei Amnesty International bringt dann zumindest in diesem Belang mehr Klarheit: Callamard, die neue Generalsekretärin ebendieser Menschenrechtsorganisation, ist 57 Jahre alt.

Die Enkeltochter des französischen Widerstandskämpfers Leon Savioux, der am letzten Tag des Zweiten Weltkriegs von den Nazis ermordet worden war, wurde während ihrer Karriere als international anerkannte Menschenrechtsexpertin selbst oft unter Druck gesetzt. So wurde erst vor wenigen Tage bekannt, dass ein hoher Vertreter des Königreichs Saudi-Arabien Morddrohungen gegen sie ausgesprochen habe.

In ihrer Funktion als UN-Sonderberichterstatterin für außergerichtliche, standrechtliche oder willkürliche Hinrichtungen war sie Anfang 2019 die Erste, die den Mord am saudi-arabischen Journalisten Jamal Khashoggi international untersuchte. In ihrem Bericht kam Callamard zu dem Schluss, dass es glaubhafte Beweise gebe, dass Kronprinz Mohammed bin Salman die persönliche Verantwortung für den Mord trage.

Gewaltandrohung durch Duterte

Und jener aus Saudi-Arabien war nicht der erste Angriff während ihrer Karriere. Als sie für die Vereinten Nationen 2017 auf die Philippinen flog, wurde ihre Wikipedia-Seite attackiert. Ein Hinweis prangte auf der Seite, dass Callamard eine "hochbezahlte Beraterin der liberalen Partei der Philippinen sei, die sich dem Sturz eines der besten Präsidenten (Duterte) verschrieben habe". Eine Anspielung auf ihre harsche Kritik an den gezielten Tötungen von Drogensüchtigen durch Präsident Rodrigo Duterte. Dieser wiederum wollte Callamard wegen ihrer Kritik "ins Gesicht schlagen".

Insgesamt leitete die nunmehrige Amnesty-International-Chefin Untersuchungen von Menschenrechtsverletzungen in mehr als 30 Staaten der Welt.

Vor ihrem Posten als UN-Sonderberichterstatterin war die Französin auch Direktorin des "Global Freedom of Expression Project" an der Columbia University in den USA und Leiterin der NGO Article 19, die sich der unter diesem Artikel der UN-Menschenrechte gesicherten Meinungsfreiheit verschrieben hat.

Das Büro des Generalsekretärs von Amnesty International kennt Callamard bereits: Sie war von 1995 bis 2001 Stabschefin des damaligen Generalsekretärs Pierre Sané. (Bianca Blei, 29.3.2021)