In jeder Krise gibt es Gewinner und Verlierer. Wer beim Internetriesen Amazon auf welcher Seite steht, könnte deutlicher kaum sein. Geschlossene Geschäfte und Ausgangsbeschränkungen haben dem US-Konzern im Vorjahr Rekordgewinne eingebracht. An den Arbeitsbedingungen der Angestellten, die mehr schuften mussten denn je, hat sich hingegen kaum etwas verändert. Das Milliardengeschäft mit günstigen Angeboten wird nach wie vor auf dem Rücken schlechtbezahlter Arbeitskräfte gemacht.

Im US-Bundesstaat Alabama wollen sich Bedienstete eines Logistiklagers erstmals gewerkschaftlich organisieren.
Foto: AFP/Elijah Nouvelage

Doch es tut sich etwas im Heimatland des Konzerns. Im US-Bundesstaat Alabama wollen sich Bedienstete eines Logistiklagers erstmals gewerkschaftlich organisieren. Zwar ist Amazon der zweitgrößte Arbeitgeber in den USA, eine Vertretung hatten die Angestellten bisher aber nicht. Das Ergebnis des Votums, das Corona-bedingt via Brief stattfindet, dürfte Druck machen. Ein Resultat soll in den nächsten Tagen vorliegen.

Der Zeitpunkt ist auf jeden Fall günstig. Der neue US-Präsident Joe Biden hat sich seit Amtsantritt klar für den Aufbau starker Arbeitnehmervertretungen ausgesprochen und Angestellte ermutigt, sich zu zusammenzuschließen. Eine Gewerkschaft allein wird Amazon nicht zum Vorzeigearbeitgeber machen – und auch die Arbeitsbedingungen werden sich nicht schlagartig verbessern. Ein organisiertes Vorgehen gepaart mit besseren gesetzlichen Rahmenbedingungen könnte allerdings für frischen Wind für US-Arbeitnehmer sorgen. (Nora Laufer, 29.3.2021)