Die Schanigärten bleiben zu. Aber auch der Handel und die Dienstleister sollen in Wien nach Ostern nicht öffnen.

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Die Situation auf den Wiener Intensivstationen spitzt sich weiter zu. Noch früher, als das Covid-Prognose-Konsortium prognostiziert hatte, sprang am Montag die Zahl der Patientinnen und Patienten, die wegen einer Corona-Erkrankung dort behandelt werden müssen, über die 200er-Marke. 204 und damit 13 Personen mehr als am Sonntag belegten ein Bett. Dieser Wert wurde erst für einen Tag später, also Dienstag, errechnet.

Mit diesen Zahlen im Hinterkopf ist am Montag Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) in ein Gespräch zur Lage in der Ostregion gegangen. Vor der Sitzung mit den Landeshauptleuten von Niederösterreich und dem Burgenland sowie mit Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) hieß es aus dem Rathaus, Wien werde "mit einer besonders harten Linie" in das Treffen gehen. Ob der besonders "besorgniserregenden" Situation auf den Intensivstationen im Osten fordere Ludwig die Verlängerung der Osterruhe bis mindestens 11. April.

Unterstützung hat Ludwig bei der Konferenz von den beigezogenen Experten des Bundes erhalten. Sie sollen sich alle für die Ausdehnung der Osterruhe über die bereits beschlossenen sechs Tage von 1. bis 6. April ausgesprochen haben.

Lockdown bis 11. April

Am Nachmittag kam schließlich die Bestätigung aus dem Rathaus: Wien will in der Woche nach Ostern im harten Lockdown bleiben. Ob die gesamte Ostregion geschlossen bleibt, war am Montag noch offen. Niederösterreich und das Burgenland wollten die weiteren Entwicklungen abwarten.

Ludwig erklärte auf Twitter am frühen Abend: "Ich habe die Verantwortung als Bürgermeister und Landeshauptmann der Wiener Bevölkerung übernommen– und über die Stadtgrenzen hinaus." Ob am 11. April Handel und Co wieder aufsperren dürfen, ließ Ludwig offen. "Eine weitere Verlängerung ist nicht auszuschließen, da die Dynamik klar erkennbar ist", schrieb der Stadtchef.

Ministerium arbeitet an Verordnung

Gesundheitsminister Anschober habe er gebeten, eine Verordnung für die Stadt Wien zu erstellen, die "dann auch einheitlich für ganz Österreich gelten kann", sagte Ludwig. Sollten sich weitere Länder dem Lockdown anschließen wollen, solle das möglich sein.

Wien wolle nicht weiter zuwarten mit der Entscheidung, weil es "keinen Sinn hat". Es sei nicht damit zu rechnen, dass sich die Situation in den nächsten Tagen "grundlegend" ändere. Er wolle lieber gleich "klar Schiff" machen und der Bevölkerung zeigen, "wo die Reise hingeht", sagte der Bürgermeister.

Anschober zeigte sich in einer Aussendung darüber erfreut, dass Wien sich entschieden habe, "voran zu gehen". Das Ministerium arbeite an der Verordnung, ließ er wissen. Und: "Es werden aufgrund der alarmierenden Situation weitere Bundesländer diesem Weg der Stadt Wien folgen müssen." Darauf dränge der Gesundheitsminister weiterhin mit "aller Kraft".

Burgenlands Landeschef Hans Peter Doskozil (SPÖ) forderte jedenfalls einen Gipfel aller Landeshauptleute am Ostermontag. Wegen steigender Zahlen sei ein gemeinsames Vorgehen nötig. Denn die Situation in Ostösterreich und dem Rest des Landes unterscheide sich wohl höchstens um zwei, drei Tage, dann stehe man dort vor derselben Lage. "Oberste Priorität hat der Schutz der Intensivkapazitäten. Und dazu braucht es Bereitschaft der Bevölkerung, die Maßnahmen mitzutragen."

Ludwig hatte sich bereits bei den ersten Gesprächsrunden in der vergangenen Woche für einen mehrwöchigen Lockdown starkgemacht. Allerdings: Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) soll gebremst haben – besonders was die Schließung des Handels betrifft. Auch am Montag soll sie sich gegen eine Verlängerung gestemmt haben, hieß es.

Niederösterreich hofft nämlich, dass neben der Osterruhe auch die zusätzlichen Maßnahmen, die das Land setzt, Früchte tragen: So werden etwa bei Corona-Positiven auch K2-Personen verpflichtend getestet. An den Volksschulen und Kindergärten wird bereits bei einem positiven Test die ganze Klasse oder Gruppe gesperrt.

Wien lagert Patienten aus

Insgesamt stehen in den Spitälern des Wiener Gesundheitsverbunds rund 550 Intensivbetten zur Verfügung – allerdings für alle Patientinnen und Patienten. Schon vergangene Woche hieß es, Wien müsse bald im großen Ausmaß Operationen verschieben, um Intensivbetten für Covid-Erkrankte freizumachen.

Wegen der angespannten Lage in der Hauptstadt müssen nun bereits vereinzelt Patientinnen und Patienten in andere Bundesländer verlegt werden: Am Wochenende hat etwa die Steiermärkische Krankenanstaltengesellschaft (Kages) eine Intensivpatientin aus Wien aufgenommen. Es sei zwar keine Covid-Patientin, aber "Wien braucht Betten", heißt es in der Kages.

Enge im Burgenland

Aber auch im Burgenland wird es knapp. Die vier Landesspitäler haben ihre Intensivkapazitäten mehr oder weniger leergeräumt für Corona-Patienten. Es stehen nun nur noch zehn Betten für Non-Covid-Belegung zur Verfügung. Hubert Eisl, Geschäftsführer der landeseigenen Krankenhausholding, warnt: "Die Situation ist jetzt wirklich ernst. Wir sind am Anschlag. Alle Häuser fahren ab dieser Woche nur mehr den Notbetrieb."

Eisl stellt noch Drastischeres in den Raum, "wenn die Zahlen weiter steigen". Dann könne man "nicht mehr ausschließen, dass wir auch dringende Operationen wie Tumor-Entfernungen nicht mehr durchführen können. Wir bedauern diese Entwicklung, aber sie ist Realität. Die Situation in den Intensivstationen wird sich erst wieder ändern, wenn die Anzahl der Neuinfektionen wieder sinkt."

Die Osterruhe soll am Dienstag im Nationalrat mit einer Novelle der Covid-Maßnahmenverordnung in Rechtsform gegossen werden. (Oona Kroisleitner, Walter Müller, Gabriele Scherndl, Wolfgang Weisgram, 29.3.2021)