Die leitende ÖGB-Sekretärin Ingrid Reischl will Ausnahmen von der FFP2-Pflicht für Arbeitnehmer.

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Wien – Mehr Tests statt Maskenpflicht und keine Einlasskontrollen im Handel: In der Diskussion über schärfere Corona-Maßnahmen stellt sich der Gewerkschaftsbund gegen die für die Zeit nach der "Osterruhe" angekündigten Bestimmungen. Ingrid Reischl, leitende Sekretärin des ÖGB, forderte im Ö1-"Morgenjournal" am Dienstag "Ausnahmemöglichkeiten" für Arbeitnehmer von der FFP2-Masken-Pflicht.

Bei körperlich schwerer Arbeit ist es laut Reischl nicht möglich, ständig eine FFP2-Maske zu tragen. "In täglichen Tests würden wir eine Möglichkeit sehen, dass schwer arbeitende Arbeitnehmer von dieser Maskenpflicht ausgenommen werden", schlägt Reischl stattdessen vor. Den Hinweis, dass es jetzt schon zahlreiche Testmöglichkeiten gibt, lässt sie unbeantwortet.

Den Vergleich mit Arbeitnehmern im Gesundheitsbereich, die seit knapp einem Jahr ständig körperlich schwere Arbeit in kompletter Schutzausrüstung leisten, weist Reischl hingegen zurück. "Beim Pflegepersonal ist die FFP2-Maske persönliche Schutzausrüstung", sagt Reischl. Es gebe dort definierte Arbeitspausen nach zwei Stunden. Das sei für andere Arbeitnehmerinnen nicht vorgesehen. Sie hätten dann keine Möglichkeit, in Pausen die Maske abzunehmen.

Gegen Zutrittstests

Die Frage, ob es nicht im eigenen Interesse der Arbeitnehmer sei, vor einer Ansteckung geschützt zu sein, weist Reischl mit Hinweis auf Buslenker zurück, die FFP2-Maske und Brille tragen. "Dann läuft die Brille an, die Verkehrssicherheit ist nicht mehr gegeben", sagt Reischl. Sie nennt auch Aufzugsmonteure mit FFP2-Maske, die mit schwerem Handwerkskoffer in den achten Stock gehen müssten. "Es nützt uns nichts, wenn die Arbeitnehmer geschützt sind vor der Pandemie, aber umfallen, weil sie keinen Sauerstoff bekommen", sagt Reischl.

Belege dafür, dass Arbeitnehmer wegen Sauerstoffmangels durch das Tragen einer FFP2-Maske bewusstlos geworden sind, nennt Reichl nicht. Laut dem deutschen Robert-Koch-Institut können FFP2-Masken allerdings tatsächlich das Atmen erschweren. Empfohlen wird eine 30-minütige Pause nach 75 Minuten durchgehender Tragezeit.

Der ÖGB ist zudem gegen eine weitere Maßnahme. "Wir lehnen die Zutrittstests im Handel auch ab", sagt Reischl. Die Situation sei mit den körpernahen Dienstleistern nicht vergleichbar, da es im Handel eine stärkere Kundenfrequenz gebe. "Und außerdem gibt es bei den Gesundheitsdienstleistern Termine", sagt Reischl. Die Handelsangestellten seien jetzt schon mit teilweise "massiven Angriffen" von Kunden konfrontiert, die keine Maske tragen wollen. (agr, 30.3.2021)