Ein guter Kartendienst muss sich laufend an jene Welt anpassen, die er abbildet: Davon ist Dane Glasgow überzeugt. Dazu gehört für den Vizepräsident der Produktentwicklung bei Google Maps aber nicht nur, das Kartenmaterial stetig zu aktualisieren, sondern auch, mit neuen Features den verändernden Bedürfnissen der Nutzer gerecht zu werden. Im vergangenen Jahr waren das vor allem die neuen Herausforderungen durch Covid-19, für 2021 plant man nun aber wieder einen Schwall an anderen neuen Funktionen. Wann – und wo – diese erscheinen sollen, variiert allerdings wie gewohnt stark.

Wetter und Luftqualität

Den Anfang machen neue Kartenebenen für Wetter und Luftqualität. Künftig soll es also zu jedem Ort der Welt direkt über Maps möglich sein, die aktuelle Wetterlage sowie Prognosen für die kommenden Stunden und Tage abzufragen. Parallel dazu soll es künftig aber auch Details zur Luftqualität geben, um etwa einschätzen zu können, wie gut sich diese derzeit für Outdoor-Aktivitäten eignet. Während die Wetterdetails in den kommenden Monaten für Android- und iOS-Geräte global verfügbar sein sollen, gibt es die Informationen zur Luftqualität zunächst nur für Australien, Indien und die USA. Andere Länder sollen aber folgen, versichert Google in gewohnter Manier.

Grafik: Google

Umweltfreundliche Wege

Ebenfalls weltweit soll in den kommenden Monaten eine neue Art der Routenplanung an den Start gehen – und zwar eine umweltfreundliche. Mit dieser soll es möglich werden, Autofahrten in Hinblick auf einen minimalen CO2-Verbrauch zu planen – anstatt bloß auf die höchste Geschwindigkeit. Google Maps will dabei künftig immer die in dieser Hinsicht optimierte Route von Haus aus auswählen, solange die Reisezeit vergleichbar ist. Unterscheidet sich diese hingegen stark, soll die Nutzer nochmals extra darauf hingewiesen und explizit zu einer Wahl aufgefordert werden.

Die Klimakrise hat auch dazu geführt, dass Städte wie London mittlerweile Niedrigemissionszonen eingeführt haben. Ab Juni soll Google Maps explizit vor solchen Zonen warnen und im Fall des Falles alternative Routen anzeigen. Zu den Startländern gehören Deutschland, die Niederlande, Großbritannien, Spanien und Frankreich.

Neue Routenplanung

Doch noch einmal zurück zur Routenplanung: Diese soll nämlich in den kommenden Monaten komplett überarbeitet werden. Ziel dabei sei es, die Wahl des richtigen Verkehrsmittels zu erleichtern, also unterschiedliche Optionen – vom E-Scooter über Rad und Öffis bis zum Auto – direkt gegenüberzustellen, ohne zwischen einzelnen Tabs wechseln zu müssen. Dabei sollen die individuellen Vorlieben der Nutzer in die Reihung einbezogen werden.

Indoor Live View

Smartphones sind mittlerweile relativ gut dabei, den eigenen Standort festzuhalten; wobei sie aber oft versagen, ist, die Richtung festzustellen, in die man gerade blickt. Um gerade bei der Erkundung den Nutzern unbekannter Orte zu helfen, hat Google vor einige Zeit die sogenannte "Live View"-Funktion vorgestellt, die mithilfe von Augmented Reality und künstlicher Intelligenz die Objekte in der Umgebung erkennt und dann direkt über eine Kameraansicht den richtigen Weg weist.

Nun kündigt man den logischen nächsten Schritt an: "Indoor Live View". Dieses soll dabei helfen, sich an Orten wie einem Flughafen, Bahnhöfen oder auch im Einkaufszentrum zurechtzufinden. Das Ganze gibt es umgehend in einigen Shoppingmalls in den USA, in den kommenden Monaten sollen dann Flughäfen und Knotenpunkte des öffentlichen Verkehrs in Tokio und Zürich hinzukommen. Eine kontinuierliche Ausdehnung verspricht Google zwar auch hier, die enge Auswahl zeigt aber schon, dass dies wohl einige Zeit dauern wird.

Indoor Live View soll unter anderem die Suche nach dem richtigen Gate am Flughafen erleichtern.
Grafik: Google

Zustellung

Zusätzliche Details soll es künftig für Lieferdienste geben. So werden in den USA ab sofort Informationen zu Kosten und verfügbaren Zeitfenstern bei der Lebensmittelzustellung von Geschäften in Suche und Maps angezeigt – natürlich nur dann, wenn diese sie zur Verfügung stellen. Dass dies nur der Anfang eine tieferen Integration ist, zeigt ein für Sommer geplantes Pilotprojekt: Im US-amerikanischen Portland arbeitet Google mit einem lokalen Anbieter zusammen, um den Abholvorgang komplett über Maps abzuwickeln. Damit ist es dann nicht nur möglich, den Bestellstatus auf dem Kartendienst zu verfolgen, sondern auch gleich einen Parkplatz für die Abholung zu reservieren.

Neuer Assistent

Ausgedehnt werden soll zudem die Verfügbarkeit des "Driving Mode" im Google Assistant, der nach und nach die alte Android-Auto-App ablösen soll. Bisher nur in den USA verfügbar, sollen heuer 13 neue Länder folgen, darunter auch Deutschland – aber nicht Österreich.

Ausblick

In einem Pressegespräch vor der offiziellen Ankündigung gab Google aber auch noch einen vagen Ausblick auf die weitere Zukunft, also auf Features, die derzeit noch in Entwicklung sind. Das bedeutet natürlich auch, dass noch unklar ist, ob diese in der erwähnten Form überhaupt veröffentlicht werden, die Entwicklungsrichtung scheint aber klar. Besonders großes Potenzial sieht man dabei in der Ausweitung der eigenen 3D-Technologien. In Kombination mit künstlicher Intelligenz – die generell die Grundlage für viele aktuelle Google-Maps-Features darstellt – soll es künftig etwa möglich sein herauszufinden, wo ein Foto aufgenommen wurde. Auch wesentlich detailliertere Informationen über Straßenzusammenhänge bis hin zu Ampeln soll es künftig geben.

Einen kleinen Vorgeschmack auf die Zukunft des Kartenmaterials gibt es derzeit bereits in Städten wie San Francisco oder London, wo bei Google Maps mittlerweile sowohl Gehsteige als auch Übergänge und Ampeln extra angezeigt werden. Doch was Google plant, geht über die Verbesserung des Kartenmaterials hinaus. So soll es künftig einen nahtlosen Übergang von der 2D-Ansicht zu 3D-Modellen geben, wobei letztere immer detaillierter werden. Dies ermöglicht in Entwicklung befindliche Funktionen wie eine 3D-Voransicht für Routen. Auch für Sehenswürdigkeiten soll es künftig eine Art 3D-Paket zum Schnuppern geben – all das kombiniert mit allerlei Echtzeitdaten zu Auslastung und Verkehrssituation. (Andreas Proschofsky, 30.3.2021)