Ihr Biotop war lange überschaubar. Die Crocs bewegten sich zwischen Gemüsebeet und Kellerabteil, im besten Fall schlappten sie über die Krankenhausflure. Die Gummischuhe mit dem Fersenriemen schienen in erster Linie gemacht für Gatsch und Gartenarbeit. Bis dann vor ein paar Jahren die Designer die außerirdische Schönheit des aufgeschäumten Kunststoffs für sich entdeckten: Der Brite Christopher Kane überzog die Crocs mit einem Marmormuster und verzierte die Luftlöcher mit Steinen, kurz darauf hob das Modehaus Balenciaga die Kunststoffschuhe aufs Plateau. Ein echter Durchbruch in der Mode-Bubble gelang ihnen damals trotzdem nicht. Die Gummischuhe galten als das überdrehte Gegenstück zum Birkenstock, an das sich viele (über den Gartenzaun hinaus) nicht rantrauten.

Außerirdische Schönheiten: die Crocs.
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Das ist nun anders. Kaum wer hat nun mehr Angst vor diesen Schuhen, deren Form an die der gelben, übergroß skizzierten Schuhe von Micky Maus erinnert. Die Crocs, erfunden wurden sie 2002 in Colorado, haben als Kopfgeburt der frühen Nullerjahre nicht nur die Social-Media-Kanäle, sondern auch den öffentlichen Raum erobert. Und zwar dank cleverer Kooperationen mit Justin Bieber oder dem Rapper Post Malone, die natürlich längst ausverkauft sind.

Auch darüber hinaus wurde während der Pandemie am Image gefeilt: Das amerikanische Unternehmen erklärte, rund 860.000 Paar Schuhe an Krankenhäuser und andere Einrichtungen im Gesundheitswesen verschenkt zu haben. Solche Aktionen garantierten vor allem zu Beginn der Pandemie Positiv-PR.

Mittlerweile haben sogar exklusive Modemarken wie Bottega Veneta, die sich bislang nicht durch eine besondere Affinität zu Gartenschuhen hervorgetan haben, eigene Gummi-Modelle ("aus biologisch abbaubarem Polymer", heißt es auf der Website) auf den Markt gebracht. Auch die wurden zum Instagram-Hit.

Die Gummischuhe von Bottega Veneta sind nichts für Gatsch und Gartenarbeit: Sie kosten beim Luxusonlineshop Mytheresa 390 Euro.
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Das ist wenig erstaunlich. Der Sinn fürs praktisch Schöne ist in den letzten Monaten neu erwacht. Schauen wir mal, wie lange das noch gutgeht. (Anne Feldkamp, 31.3.2021)