Mitarbeiter dürften systematisch ausspioniert worden.

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Versailles – Im Prozess gegen den Ikea-Konzern und dessen frühere Manager in Frankreich hat die Staatsanwaltschaft eine Geldstrafe von zwei Millionen Euro sowie eine Haftstrafe wegen Bespitzelung gefordert. Staatsanwältin Pamela Tabardel sagte am Dienstag in ihrem Plädoyer, die Justiz müsse in diesem Fall eine "starke Botschaft" an Privatunternehmen senden.

Für den mutmaßlich Hauptverantwortlichen, einen Ex-Manager, forderte die Staatsanwältin drei Jahre Gefängnis – zwei davon auf Bewährung.

Bespitzelung auf Anordnung

Ikea soll nach Überzeugung der Ermittler ab 2009 ein illegales "Bespitzelungssystem" aufgebaut haben, um an vertrauliche Informationen über hunderte Mitarbeiter und Bewerber zu kommen. Die Vorwürfe lauten auf illegales Datensammeln, Verstoß gegen das Berufsgeheimnis und Vertuschung der Taten. Tabardel sagte vor dem Gericht in Versailles, Thema des Prozesses sei "der Schutz unseres Privatlebens" angesichts einer "Bedrohung": der Massenüberwachung.

Der ehemalige Chef von Ikea France, Jean-Louis B., habe das Bespitzelungssystem angeordnet, sagte die Staatsanwältin weiter. "Ich will eine Strafe, die sein Leben zeichnet." Seine Unternehmenspolitik habe von 2009 bis 2012 schließlich das Leben von fast 400 Beschäftigten betroffen.

Polizei spielte eine Rolle

Ebenfalls angeklagt sind vier frühere Polizisten. Sie sollen vertrauliche Informationen etwa über Vorstrafen von Mitarbeitern oder Bewerbern an das Unternehmen weitergegeben haben. Die Angeklagten bestreiten die Vorwürfe.

Der Skandal war 2012 von der französischen Satirezeitung "Canard Enchaine" und dem Enthüllungsportal "Mediapart" aufgedeckt worden. Der Prozess ist bis 2. April angesetzt. (APA, 30.3.2021)