Der Camcopter S-100 während einer Flugvorführung in Wiener Neustadt.

Foto: APA/ROBERT JAEGER

Seit dem Militärputsch in Myanmar am 1. Februar sind hunderte Menschen im Zuge des Konflikts gestorben. Unter anderem hatten US-Präsident Joe Biden und der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell die Militärgewalt stark verurteilt. Nun sorgte ein Tweet des dortigen Mediums Myanmar Now für Aufsehen, welcher wiederum den österreichischen Drohnenproduzenten Schiebel in den Mittelpunkt rückt.

Im Tweet hieß es, dass Bewohner der Stadt Mandalay Drohnen am Himmel gesichtet hätten. Passend dazu wurde ein Foto von einer Drohne beigesteuert – und während es sich bei der abgelichteten Drohne nicht nachweislich um ein Produkt des Unternehmens Schiebel handelt, so ist dem Tweet auch ein Foto beigefügt, das Angehörige des Militärs von Myanmar beim Besuch eines Schiebel-Messestandes unter österreichischer Flagge zeigt. Ein Link verweist zudem auf einen Medienbericht aus dem Jahr 2019, in dem bereits Verbindungen zwischen Schiebel und dem Staat Myanmar gezogen wurden.

Schiebel lieferte vor dem Embargo an Myanmar

DER STANDARD hat das Unternehmen um eine Stellungnahme gebeten. "Als international tätiges, erfolgreiches Unternehmen beliefert Schiebel Kunden auf der ganzen Welt auf Basis der geltenden Bestimmungen", heißt es dazu in einer E-Mail. Und weiter: "Wir haben keinerlei Vertragsbeziehung mit den Streitkräften Myanmars und haben keine Produkte an diese verkauft."

Im Zuge der "Modernisierung der Infrastruktur und des Verkehrssystems des Landes" habe Schiebel in der Vergangenheit Drohnen des Typs Campcopter S-100 nach Myanmar geliefert. "Die Lieferung erfolgte vor Inkrafttreten des EU-Embargos und im Einklang mit allen nationalen und internationalen Vorschriften", heißt es dazu weiter.

Zu der Frage, ob das Militär nun die zuvor gekauften Drohnen gegen die Bevölkerung einsetzen könne, heißt es seitens von Schiebel knapp: "Die Sicherstellung der Verwendung erfolgt den Regularien entsprechend durch Endverwendungserklärungen."

Schon 2019 Berichte über Drohneneinsatz

Bereits im Jahr 2019 hatten Berichte des eingangs erwähnten Mediums aus Myanmar und des österreichischen Nachrichtenmagazins Profil für Aufmerksamkeit gesorgt. Auch damals ging es um den Minihubschrauber Camcopter S-100, Schiebel verwies auf die Lieferung vor Inkrafttreten des Embargos, und laut Wirtschaftsministerium gab es bei der Genehmigung "keine Anhaltspunkte für eine militärische Endverwendung".

Ein Sprecher des Militärs von Myanmar hatte nach der Veröffentlichung der Medienberichte im Jahr 2019 bestätigt, dass das Militär den Camcopter S-100 verwende und zur "Aufklärung" einsetze.

Schiebel erhält EU-Zertifikat

Ende Februar wurde nun bekannt, dass Schiebel das sogenannte LUC-Zertifikat ("Light Unmanned Operator Certificate") erhalten habe, das im Rahmen der neuen EU-Drohnenverordnung eingeführt worden ist. Das LUC-Zertifikat gilt europaweit für den Camcopter S-100. Schiebel ist europaweit das erste Unternehmen, das diese Bescheinigung erhalten hat.

Mit dem Zertifikat kann der Flugbetrieb im zivilen Luftraum genehmigt werden, ohne eine gesonderte Autorisierung zu beantragen. Es findet somit eine Kompetenzübertragung von der Behörde zur Industrie statt. Demnach besteht für Schiebel in Europa nun die Möglichkeit, Einsätze wie etwa die Überwachung kritischer Infrastruktur, von Verkehrswegen oder in der Land- und Forstwirtschaft "im Rahmen der Zulassungsbedingungen selbst zu autorisieren", wie CEO Hannes Hecher laut einer APA-Meldung Ende Februar sagte. (Stefan Mey, 31.3.2021)