Österreich liebt seine Titel. Das ist ungebrochene Tradition. Bis jetzt allerdings überwiegend im generischen Maskulinum. Gute alte Gewohnheit ist, die Doktorin oder Doktora mit "Frau Doktor" anzureden, die Magistra mit "Frau Magister". Sonst wäre es doch eine Verdoppelung, lautet etwa das meiststrapazierte Argument gegen weibliche Endungen für Frauen – als ob der Herr Doktor keine Doppelung wäre.

Mittlerweile sind in fast der Hälfte der Stellenanzeigen "m/w/d" – also männlich, weiblich, divers – explizit angesprochen.
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Das kann jetzt schnell Geschichte sein, denn das neue Uni-Gesetz erlaubt ab Herbst in Dokumenten und Urkunden mittels hochgestellten Kleinbuchstabens das Geschlecht hinter den akademischen Graden auszuweisen. Ein kleines a für weiblich zusätzlich zur Endung in, ein kleines x für divers. Das ist gut und lange überfällig. Mittlerweile sind in fast der Hälfte der Stellenanzeigen "m/w/d" – also männlich, weiblich, divers – explizit angesprochen. Unternehmen, die zum eigenen Nutzen einen möglichst großen Talentepool anzapfen wollen, haben darüber hinaus längst eigene interne Netzwerke etabliert, um Menschen verschiedener sexueller Orientierung in ihrem Jobleben zu unterstützen – und um voneinander zu lernen.

Wir sollten uns also endlich umgewöhnen. Wir sollten jetzt auch hier Fakten schaffen, zunächst sprachliche. Die Angst, damit in der Warteschlange für einen Job nach hinten zu rutschen, mag begründet sein. Aber: Dann hätte es in dieser Firma höchstwahrscheinlich kulturell eh nicht gepasst. (Karin Bauer, 30.3.2021)