Die 36-jährige Oberösterreicherin Christine Bachner bringt im familiären landwirtschaftlichen Betrieb ihr theoretisches Wissen ein.
Foto: IMC FH Krems

Oft sind es die kleinen Hebel, die in Summe Großes bewirken können. Auch in Hinblick auf die unumgängliche Energiewende. Wo solche Hebel in der Praxis zu finden sind, womit sie unterstützt werden können und was sie tatsächlich für eine effizientere und nachhaltige Energienutzung bringen, hat die Betriebswirtin und Soziologin Christine Bachner in einem vom Wissenschaftsfonds FWF finanzierten und gemeinsam mit der Österreichischen Energieagentur und der Caritas durchgeführten Forschungsprojekt untersucht.

Die Ergebnisse der Studie machen deutlich, welch zentrale Rolle von idealistischen Einzelkämpfern und lokalen Gemeinschaften getragene Bottom-up-Projekte dabei spielen. "Diverse Sharing-Projekte im Mobilitätsbereich, der Bau von Photovoltaikanlagen, Gemeinschaftsgärten, Energiegenossenschaften, Gebäudedämmung oder optimiertes Heizen sind kleine, aber unverzichtbare Schritte auf dem Weg zur Nachhaltigkeit", sagt die an der IMC Fachhochschule Krems lehrende und forschende Wirtschaftswissenschafterin nach der Analyse zahlreicher Energieprojekte. "Im Rahmen einer Tiroler Initiative etwa lernen Schulwarte, wie man durch richtiges Heizen und Lüften die Energiekosten dauerhaft senken kann."

Leutturmprojekte

Gerade Energiethemen sind aber oft um einiges komplexer und auch riskanter als dieses Projekt. Deshalb sei es sinnvoll, sie in lokale Gemeinschaften einzubinden und mit Netzwerken vor Ort umzusetzen. "Wir sprechen dabei von Bottom-linked-Ansätzen", sagt Bachner. "Unterstützende organisatorische Maßnahmen sind dabei ebenso hilfreich wie die Etablierung von Leuchtturmprojekten."

Ein großes Hemmnis bei Grassroots-Aktivitäten im Energiebereich seien allerdings die Unübersichtlichkeit der diversen Förderstellen und die aufwendigen Anträge. "Hier könnte ein One-Stop-Shop enorme Fortschritte bewirken." Nach einigen Jahren Berufserfahrung unter anderem bei Henkel in Schweden, Daimler in Stuttgart oder BMW verbindet die 36-jährige Oberösterreicherin mit Master-Abschlüssen in den Bereichen Internationale Wirtschaft, Soziologie und Wirtschaftspädagogik das Theoretische gerne mit der Praxis. Eine fruchtbare Verbindung, die durch ihr Aufwachsen in einem landwirtschaftlichen Betrieb zusätzlich gestärkt wird.

"Die Landwirtschaft hat mittlerweile mein Bruder übernommen", sagt die Mutter zweier Kinder. "Aber ich fühle mich mit dem Betrieb nach wie vor eng verbunden und bringe mein theoretisches Wissen ein." Damit stößt sie bei ihrem innovationsfreudigen Bruder auf offene Ohren: "Seit einiger Zeit baut er als einer der Ersten im südlichen Oberösterreich erfolgreich Kürbisse an", sagt die Forscherin. "Das zeigt, wie notwendig Innovationen und eine gewisse Risikobereitschaft durch den Klimawandel auch für Familienbetriebe geworden sind." Diesem Thema widmet Bachner auch ihre Doktorarbeit.

Wenn nach dem Lockdown mit Homeoffice inklusive Kinderanimation wieder einmal etwas wie Freizeit am Horizont aufleuchtet? "Dann gehe ich klettern oder fahre mit Mann und Kindern mit dem Wohnwagen weg", freut sich die Vielbeschäftigte auf Post-Covid-Zeiten. (Doris Griesser, 6.4.2021)