Mit einem zünftigen Teller Bärlauchsuppe könnte das Influencer-Glück perfekt abgerundet werden.

Foto: imago

Möglicherweise ist es das Alter oder meine unverbrüchliche Treue zu Facebook als meinem einzigen sozialen Medium, das ausschließlich von Best Agern oder Boomern – oder wie wir gerade von auch nicht mehr ganz so frischen jungen Menschen geschimpft werden – genutzt wird: Aber auf Facebook sind die von der Jahreszeit her gesehen eigentlich aktuell anstehenden Klagen über die Umstellung auf Sommerzeit und den alljährlichen gesellschaftlichen Druck des Bärlauchsuchenmüssens und der lukullisch durchaus kritisch gesehenen Bärlauchfreuden mehr oder weniger vollständig verschwunden.

Eines kann natürlich gut sein: Möglicherweise schlürfen Influencer und Influencerinnen gerade an den Stränden von Dubai oder Tulum auf Bärlauch basierende Longdrinks, die sich "Wild Garlic Stinker" oder "Balcanese Party Pooper" nennen. Oder sie kochen in Beduinenzelten und Palmhütten Bärlauchsuppe und -knödel. Radikal auf Anerkennung bei Instagram abgestimmt, natürlich in sexy Küchenschürzen von Dolce & Gabbana. Vielleicht rexen sie sich auch ein Bärlauchpesto für daheim in Penzing oder Eberschwang ein.

Ich glaube das allerdings nicht. Immerhin ruft Bärlauch bei vielen Menschen seit jeher starke Gefühle hervor. Die sind nicht immer positiv gehalten. Man könnte natürlich sagen, ja, Christian, es ist jetzt so: Wenn man nicht gerade ein veganes Kondom dabeihat oder sich die Pille danach leisten will, dann ist Bärlauch die natürlichste Form der Empfängnisverhütung. Bärlauch hält den Mindestabstand ein.

Bärlauch hat bei den Jungen einen schweren Stand

Als Influencer hegt man allerdings sowieso die Sorge, dass beim Liebesakt eventuell die schöne Frisur verrutschen oder das Selfie unscharf werden könnte. Insofern dürfte Bärlauch in diesen Kreisen also tatsächlich kein Thema sein. Wir wären alle miteinander sicher längst ausgestorben, wenn wir dauernd Bärlauch in uns hineinbampfen würden. Wir sehen, der Bärlauch hat bei der jungen Generation einen schweren Stand.

Auch die Umstellung auf die Sommerzeit scheint keine Erwähnung mehr wert zu sein. Obwohl gerade der ältere Facebooker an diesem Jetlag für Menschen leidet, die es als Influencer nicht mehr nach Dubai und Tulum schaffen werden. Kaum kann man sich von Homeoffice und Pyjama freimachen, um zur Bärlauchernte in den Wald zu fahren, wird es jetzt auch schon wieder dunkel. Dabei ist es eine Stunde lang länger hell! Übrigens, falls jemand etwas braucht: Ich habe noch einen Kübel Bärlauchpesto aus den Zehnerjahren daheim. (Christian Schachinger, 31.3.2021)