Preben Elkjaer-Larsen im Jahr 1986, ein weltweit gefürchteter Stürmer.

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Ticker-Nachlese: Österreich vs. Dänemark

Preben Elkjaer-Larsen galt als einer der herausragenden Repräsentanten des "Danish Dynamite", wie die dänische Fußballnationalmannschaft ob ihrer fulminanten Spielweise in den 1980er-Jahren genannt wurde. Dank seiner Dynamik und des unbändigen Offensivdrangs brachte Elkjaer-Larsen nicht nur die gegnerischen Verteidiger zur Verzweiflung, sondern bereitete auch seinen Trainern Kopfzerbrechen. Zumal er einen ausschweifenden Lebensstil pflegte, inklusive Alkohol- und Tabakkonsums. Mit Hellas Verona wurde er 1985 italienischer Meister, seither trägt er den Beinamen "Sindaco" (Bürgermeister). Heute lebt der 63-Jährige in Kopenhagen und kommentiert für den Sender TV-3 Partien der Champions League und der deutschen Bundesliga.

STANDARD: Die ganze Welt bewegt sich im schweren Schatten der Corona-Pandemie. Wie geht es Ihnen und Ihrer Familie in Kopenhagen?

Elkjaer-Larsen: Uns geht es so weit gut. Der Frühling ist im Anmarsch, und die dänische Regierung hat jetzt die restriktiven Auflagen etwas gelockert. Zudem zeichnet sich mithilfe der Impfungen ein Licht am Ende des Corona-Tunnels ab.

STANDARD: Rauchen Sie noch?

Elkjaer-Larsen: Nein. Als ich aufgehört habe, Fußball zu spielen, habe ich auch unter dieses Laster einen Schlussstrich gezogen.

STANDARD: Stimmt eigentlich die Anekdote, dass Sie in der Halbzeitpause gequalmt haben?

Elkjaer-Larsen: Nicht in der Halbzeitpause, aber vor dem Spiel, weil ich meistens aufgeregt war. Das Rauchen empfand ich damals als eine gute Ablenkung.

STANDARD: Trotz der ungewissen epidemiologischen Konstellation hält die Uefa am Plan fest, die EM in zwölf Städten, inklusive Kopenhagen, auszutragen. Teilen Sie diese Zuversicht?

Elkjaer-Larsen: Das Problem scheint die Präsenz von Zuschauern in den Stadien zu sein. So wie ich das entnommen habe, möchte die Uefa eine Mindestanzahl von Fans in den Arenen, was momentan schwer kalkulierbar ist. Es wird auf ein Konzept hinauslaufen, wonach nur einheimische Fans, die entweder getestet oder immun sind, Zugang haben werden. Ein Turnier ohne Fans ist schwer vorstellbar. Ein Jahr mit Geisterspielen laugen aus. Der Fußball lebt von den Zuschauern, das ist jedem in den vergangenen Monaten mehr als bewusst geworden.

STANDARD: Dänemark ist erfolgreich in die WM-Qualifikation gestartet. Wie betrachten Sie die Chancen in der Gruppe mit Österreich, Israel, Schottland, Moldau und den Färöern?

Elkjaer-Larsen: Es soll den anderen Teams gegenüber nicht despektierlich klingen, aber ich glaube, dass Dänemark Favorit ist. Das müssten wir schon packen.

STANDARD: Haben Sie ein Bild von der österreichischen Mannschaft?

Elkjaer-Larsen: Ich kann mir kein Urteil erlauben, zumal ich das Team von Österreich nicht beobachtet habe. Was ich registriert habe, ist, dass etliche österreichische Spieler in der deutschen Bundesliga Leistungsträger sind. Das zeugt von einer gewissen Qualität. Salzburg sorgt mit seinem finanzpotenten Gönner immer wieder für Schlagzeilen in der Champions League.

STANDARD: Sie selbst haben in Ihrer Nationalteam-Karriere nur zwei Mal gegen Österreich gespielt, und beide Male waren es nur Freundschaftsspiele. Können Sie sich erinnern?

Elkjaer-Larsen: Ich kann mich nur vage erinnern, dass es wenige offizielle Aufeinandertreffen mit Österreich gab. Vielleicht lag es daran, dass wir die gleichen Farben tragen.

STANDARD: Im Mai 1982 gab es ein 0:1 in Wien und im September 1984 ein 3:1 in Kopenhagen.

Elkjaer-Larsen: Beide Male habe ich kein Tor erzielt. Deswegen kann ich mich nicht daran erinnern.

STANDARD: Dafür haben Sie bei der EM 1984 in Frankreich für Furore gesorgt. Das ist sicher noch präsent.

Elkjaer-Larsen: Und ob. Es war mein erstes großes Turnier, und wir waren in einer Gruppe mit Frankreich, Jugoslawien und Belgien. Die beiden Letzteren haben wir geschlagen und sind so ins Halbfinale vorgestoßen, zumal damals nur acht Teams an der EM teilgenommen haben.

STANDARD: Im Halbfinale haben ausgerechnet Sie beim Elfmeterkrimi gegen Spanien den entscheidenden Strafstoß verschossen. Mit wie vielen Zigaretten haben Sie den Frust weggeraucht?

Elkjaer-Larsen: Keine Ahnung, ich pflegte, wie gesagt, schon vor dem Spiel ein, zwei Zigaretten zu rauchen. Aber nach jenem Spiel habe ich die Zigarette danach gebraucht. Nichtsdestoweniger war das Turnier ein Highlight für uns. Die Fußballwelt hat zum ersten Mal von "Danish Dynamite" Kenntnis genommen.

STANDARD: Acht Jahre später, bei der EM in Schweden, ist Dänemark sensationell Europameister geworden. Stimmt eigentlich die Legende mit dem McDonald’s-Besuch der Mannschaft vor dem Halbfinale?

Elkjaer-Larsen: Allerdings. Ich war als Kommentator des dänischen Fernsehens in Schweden dabei und überglücklich, dass diese Spielergeneration die Früchte unserer Saat ernten konnte. Das war für die heutigen Verhältnisse etwas Unvorstellbares. Eine Mannschaft wird quasi in letzter Minute zum Turnier zugelassen und gewinnt auf Anhieb den Titel gegen Teams wie die Niederlande oder Deutschland. Und dies mit Burger und Pommes. Phänomenal.

STANDARD: Die erfolgreichste Zeit Ihrer Karriere erlebten Sie im Trikot von Hellas Verona in Italien. Sie wurde 1985 Meister. Sind Sie dort mittlerweile Honorarbürgermeister?

Elkjaer-Larsen: Das nicht, aber ich wurde vor drei Jahren zum Ehrenbürger der Stadt ernannt, was mich total stolz macht. Ferner erzählen mir italienische Freunde, dass bei den Kommunalwahlen in Verona immer wieder Stimmzettel mit meinem Namen auftauchen, die leider als ungültig gewertet werden.

STANDARD: War die Serie A in den 1980er-Jahren das Nonplusultra für jeden Fußballer?

Elkjaer-Larsen: Absolut. Zu meiner Zeit spielten dort Leute wie Maradona, Zico, Platini, Boniek, Socrates, Rummenigge, um nur ein paar in Erinnerung zu bringen. Wohlgemerkt, es durfte damals jeder Verein nur zwei Ausländer haben, was die italienische Serie A als eine Art Eliteliga erscheinen ließ.

STANDARD: Haben es die Stürmer heutzutage leichter als zu Ihrer Zeit?

Elkjaer-Larsen: Zweifelsohne. Die Offensivspieler werden besser in Schutz genommen. Als ich gespielt habe, waren sehr viele "Knochenjäger" unterwegs, für die der Ball im Spielgeschehen Nebensache war. Ich hätte heute, unter diesen Gegebenheiten, doppelt so oft getroffen. (Dimitrios Dimoulas, 31.3.2021)