Quasi im Abgang bestätigten Jens Spahn und Angela Merkel den Fahrplan.

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Ganz zum Schluss der nächtlichen Pressekonferenz sagte der deutsche Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) quasi noch im Abgang die großen Worte: Ja, man könne weiterhin versprechen, dass jede und jeder Deutsche bis Ende des Sommers ein Angebot für eine Covid-19-Impfung erhalten werde. Und Kanzlerin Angela Merkel (CDU) stimmte zu.

Warum die Frage überhaupt gestellt werden musste? Weil zuvor die Ständige Impfkommission des Robert-Koch-Instituts die Empfehlung für den Impfstoff von Astra Zeneca geändert hatte. So soll das Vakzin in Deutschland nur noch für Menschen verwendet werden, die älter als 60 Jahre sind. Damit hat das Image des Impfstoffs des britisch-schwedischen Herstellers einen weiteren Kratzer erhalten, nachdem zu Beginn seines Einsatzes im Jänner die Empfehlung gelautet hatte, nur 18- bis 64-Jährige damit zu immunisieren. Damals fehlten noch Daten zu älteren Personen.

Daraufhin wurde der Impfstoff für medizinisches Personal eingesetzt, später durften doch auch über 65-Jährige damit geimpft werden.

Stopp und weitere Thrombosefälle

Dann folgte aber der nächste Rückschlag in Form von Berichten über Sinusvenenthrombosen. Deutschland stoppte – wie auch andere europäische Länder – den Einsatz von Astra Zeneca für mehrere Tage. Unter 1,6 Millionen Erstgeimpften in der Bundesrepublik waren sieben Fälle der Thrombosen aufgetreten. Man setzte den Impfstoff wieder ein – nun wurden bereits 2,2 Millionen Erstdosen verabreicht, und die Zahl der Thrombosefälle ist auf 31 gestiegen. Neun Erkrankte sind gestorben, vor allem Frauen unter 60 Jahren.

In zwei Videoschaltungen entschied sich die deutsche Bundesregierung deshalb mit den Ministerpräsidenten der Länder, der Empfehlung der Impfkommission zu folgen.

Entscheidung für Zweitimpfung

Was bedeutet das nun für jene Menschen, die jünger als 65 sind und noch keine Zweitimpfung erhalten haben? Sie können sich entscheiden. Das Robert-Koch-Institut wird Ende April entscheiden, ob empfohlen wird, die Zweitimpfung mit einem anderen Impfstoff durchzuführen. Oder die Betroffenen lassen sich nach einem Aufklärungsgespräch trotzdem noch einmal Astra Zeneca verabreichen. Sie haben bis Anfang Mai Zeit für diese Entscheidung – dann sollte laut Plan die zweite Dose verabreicht werden. (bbl, 31.3.2021)