Foto: Matthias Cremer

Die Onlineplattform "Zackzack" zitiert aus einer Anzeige an die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA). Laut "Zackzack" sollen – nicht namentlich auftretende – Journalistinnen und Journalisten in der Anzeige von Einflussnahme von Kanzler und ÖVP-Chef Sebastian Kurz und seinem Umfeld beim "Kurier" berichten und Kurz der Falschaussage im Ibiza-Untersuchungsausschuss darüber bezichtigen.

  • Update: Die WKStA bestätigte am frühen Mittwochabend, dass eine solche Anzeige (entgegen ersten Angaben am Nachmittag) bei ihr eingegangen sei. Der Redakteursrat des "Kurier" zeigte sich über den Bericht der Onlineplattform "erstaunt".
  • Update: Auf Twitter lieferten einander der ehemalige "Kurier"-Chefredakteur Helmut Brandstätter und der Vize-Chefredakteur des "Kurier" einander einen Schlagabtausch.

Laut "Zackzack" sollen – nicht namentlich auftretende – Journalistinnen und Journalisten in der Anzeige von Einflussnahme von Kanzler und ÖVP-Chef Sebastian Kurz und seinem Umfeld beim "Kurier" berichten und Kurz der Falschaussage im Ibiza-Untersuchungsausschuss darüber bezichtigen. Jede Anzeige müsse geprüft werden, erklärte ein WKStA-Sprecher dem STANDARD.

Die Onlineplattform berichtet, die ihr vorliegende Anzeige von nicht namentlich auftretenden Journalistinnen und Journalisten schildere detailliert Einflussnahmen im "Kurier", sie verweisen etwa auch auf die Ablöse von Helmut Brandstätter als Chefredakteur. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass mein Umfeld unleidliche Journalisten entfernt hat", sagte Kurz im Ibiza-Ausschuss. Die – laut "Zackzack" – "Kurier"-Mitarbeiter hätten in der Anzeige eine andere Sicht geäußert.

"Erstaunen" im Redakteursrat

"Mit einigem Erstaunen" hat der Redakteursrat des "Kurier" "zur Kenntnis genommen, dass sich in unserer Redaktion ein 'Aufstand' formiert haben soll": Die Vertreter der Redakteurinnen und Redakteure erklärten in einer Stellungnahme zu der Story von 'Zackzack' mit dem "Aufstand" im Titel: "Fakt ist, dass Chefredakteurin Dr. Martina Salomon vor zweieinhalb Jahren von der Belegschaft gewählt wurde und das Ausscheiden von Dr. Helmut Brandstätter kein Thema bei uns ist. Schade, dass Sie darauf verzichtet haben, sich bei uns vor dem Erscheinen Ihres Berichts zu informieren. Wir hätten Ihnen dann ein realistisches Bild der Stimmung in der Redaktion liefern können. Von einer anonymen Anzeige wussten wir vor dem Erscheinen ihres Artikels jedenfalls nichts."

  • Update: Mehrere Quellen im "Kurier" – von sehr nahe der Chefredaktion bis sehr distant – zweifeln im Gespräch mit dem STANDARD, dass die Anzeige aus der aktuellen Redaktion kommt.

"Zackzack" schreibt, der frühere "Kurier"-Herausgeber und -Chefredakteur Helmut Brandstätter habe auf die Frage, ob er hinter der Anzeige stehe, erklärt: Er wisse nur, dass es eine Anzeige von Personen gebe, "denen der 'Kurier' am Herzen liegt".

"Kurier"-Redakteur Philipp Wilhelmer twitterte diese Sicht:

Twitter-Schlagabtausch Brandstätter/Grasl

Der ehemalige "Kurier"-Herausgeber und heutige Neos-Abgeordnete Helmut Brandstätter zitierte am Mittwoch auf Twitter aus den Chatprotokollen von Öbag-Chef Thomas Schmid den Umgang mit der katholischen Kirche: "Er war zunächst rot, dann blass, dann zittrig." Thomas Schmid über ein Gespräch mit einem Vertreter der katholischen Kirche. Und @sebastiankurz
schreibt zurück: "Super, danke vielmals!!!" Dass diese Familie brutal ist, wusste ich, aber sie ist auch sadistisch. Wie widerlich!!!

"Kurier"-Vizechefredakteur Richard Grasl antwortete darauf mit "Kannst ja eine anonyme Anzeige einbringen".

Brandstätter spricht daraufhin von der Verbindung von "Zynismus und Sadismus", Grasl verweist auf Brandstätters Kandidatur für den ORF-General 2006 und sagt ihm auch Ambitionen 2016 nach. (fid, 1.4.2021)