Nach nur fünf Monaten geschasst: Stephan Rabl.

Foto: Heribert Corn

Über die Einzelheiten wird geschwiegen: Sicher ist aber, dass das Verhältnis zwischen dem künstlerischen Leiter der Europäischen Kulturhauptstadt Salzkammergut 2024, Stephan Rabl, und den Gesellschaftern zuletzt nicht mehr zu kitten war. Trotz mehrerer Aussprachen beschlossen die zwölf Gesellschafter am Dienstagnachmittag, dass Rabl gehen müsse. Und zwar einstimmig.

"Wir standen vor der Entscheidung: Brechen uns die Künstler weg oder trennen wir uns von Rabl", sagt der Obmann des Regionalentwicklungsvereins Regis und Bürgermeister von Hallstatt Alexander Scheutz (SPÖ) gegenüber dem STANDARD. Scheutz ist nur einer der zahlreichen Köpfe, die hinter Österreichs Beitrag zur Europäischen Kulturhauptstadt 2024 stehen. Aus einer Idee einiger Studenten entstanden und getragen von drei Regionalentwicklungsvereinen, umfasste Die Originale 2024 – so der Name, den Rabl dem Kulturhauptstadtprojekt gegeben hatte – ganze 23 Gemeinden und die beiden Bundesländer Oberösterreich und Steiermark. Womit eine der Herausforderungen benannt ist, der sich Rabl stellen musste.

Entgegen den Gepflogenheiten der Vergangenheit, in der eine Stadt den Zuschlag als Kulturhauptstadt bekam, wurde im November 2019 mit der Region um Bad Ischl ein ganzer Landstrich als Kulturhauptstadt ausgelobt.

Kein Indentant

"Wir bekamen nicht mit dem Programm für ein Kulturfestival den Zuschlag, sondern für die Absicht, einen Prozess auszurichten, in dem Kunst, Kultur, Tourismus, Bildung und Regionalentwicklung gleichwertige Partner sind", erklärt Aufsichtsratsvorsitzender und EU-Parlamentarier Hannes Heide (SPÖ) das Konzept. Kein Intendant war also gefragt, sondern jemand, der die aus der lokalen Künstlerschaft und Bevölkerung stammenden 45 in einem Bewerbungsbuch zusammengefassten Projekte unter dem Dach einer Kulturhauptstadt zusammenfasse.

Womit die Probleme programmiert waren. Als durchaus selbstbewusster Theatermacher, der in der Vergangenheit das Festival Szene Waldviertel oder das Theaterhaus Dschungel Wien leitete, überwarf sich Rabl in den wenigen Monaten seit seiner Bestellung im vergangenen Oktober mit Kunstschaffenden wie etwa der Ebenseer Künstlerin Petra Kodym, die das Kulturhauptstadtprojekt mitinitiierten und eine Bottom-up-Philosophie verfolgten. "Manche Künstler reagierten auf Rabl sehr emotional", sagt Scheutz, der genauso wie Parteikollege Heide "relativ rasch, aber mit Bedacht" einen neuen künstlerischen Kopf für das Kulturhauptstadtprojekt küren will.

Keine Stellungnahme Rabls

Die eingereichten Projekte werden indes weiterverfolgt, wie Manuela Reichert, Geschäftsführerin von Die Originale 2024, betont: "Bisher gab es von unserer Seite weder Zu- noch Absagen, jede Einreichung wird gleichwertig behandelt." Sie selbst habe mit Stephan Rabl stets "auf Augenhöhe und respektvoll" zusammengearbeitet. Ab kommender Woche sei eine Roadshow durch alle 23 Gemeinden geplant, an der man weiterhin festhalten wolle. Stephan Rabl wollte keine Stellungnahme abgeben.
(Stephan Hilpold, 31.3.2021)