Milliardenkonzern Red Bull und sein Boss Dietrich Mateschitz greifen für Servus TV wieder tief in die Tasche.

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Servus TV hat nun offiziell gemacht, was sich, wie vom STANDARD berichtet, bereits voriges Wochenende abzeichnete: Der Red-Bull-Sender von Dietrich Mateschitz hat sich die TV-Rechte an der Euro 2024 und der Euro 2028 exklusiv gesichert, ließ der Sender am Donnerstag verlauten. Der ORF sicherte sich nach eigenen Angaben 42 Spiele der Nationalmannschaft.

Servus TV hat sich nach eigenen Angaben die exklusiven TV-Übertragungsrechte der Uefa an der Euro 2024 und der Euro 2028 gesichert. Der Red-Bull-Kanal zeige zudem "die besten Qualifikationsspiele" der österreichischen Nationalmannschaft in der Qualifikation für die EM 2024, EM 2028 und WM 2026.

Kolportiert: 50 Millionen

Red Bull dürfte für Servus TV nach STANDARD-Infos tief in die Tasche gegriffen haben. Kolportiert wird für das Paket ein Volumen in der Größenordnung von 50 Millionen Euro – sehr weit über anderen Geboten. Servus TV äußert sich wie bisher nicht über Summen. Quellen im Sender bezeichnen die 50 Millionen aber als zu hoch gegriffen, ebenso die STANDARD-Recherchen über das Gesamtinvestment des Red-Bull-Senders in Sportrechte:

Red Bull und Mateschitz dürften nach STANDARD-Recherchen für Servus TV in den vergangenen Monaten – geschätzte – mehr als 50 Millionen Euro für große Sportrechte lockergemacht: Die Formel 1, Champions League, Europa League und Conference League, Tennisrechte mit Dominic Thiem und einige etwas kleinere Formate mehr. Die Rechtekosten-Schätzung kann mit zwei Fußballeuropameisterschaften Richtung 100-Millionen-Marke hochgerechnet werden.

In Deutschland hat die Deutsche Telekom/Magenta kolportiert bis zu 250 Millionen für die Euro-Rechte an der Heim-Europameisterschaft bezahlt und einen wesentlichen Teil der Rechte schließlich an ARD, ZDF und RTL sublizenziert. Hier wie dort müssen Spiele der Nationalmannschaften bei Fußballwelt- und -europameisterschaften im Free TV laufen. Servus TV erfüllt das Kriterium als Free-TV-Sender.

Servus-Sportmanager David Morgenbesser erklärte 2020 im STANDARD-Interview zu Rechten an Spielen der Nationalmannschaft mit Verweis auf den Magenta-Kauf der Euro-2024-Rechte für Deutschland: "Wir müssen wieder schauen, ob das Nationalteam ins Programm passt, ob wir zu diesen Zeiten Sendeplätze haben und ob das finanziell im Rahmen liegt. Wir überbezahlen keine Rechte."

Nations League beim ORF

Der ORF wiederum gab am Donnerstag bekannt, er habe sich die TV-Rechte für 42 Spiele der österreichischen Fußballnationalmannschaft bis 2028 gesichert. Er zeige Spiele der Nations League live, der ORF sei weiter exklusiver Medien- und Kooperationspartner des ÖFB.

Der ORF habe sich die von der Uefa zentral vermarkteten Rechte für mehr als zwei Drittel aller ÖFB-Länderspiele im Zeitraum von Juni 2022 bis Juni 2028 gesichert, rechnet der bisherige Rechteinhaber vor.

Der ORF werde insgesamt 42 Spiele der Herren-Nationalmannschaft, darunter alle "Topspiele" des ÖFB-Teams in der Nations League in der Gruppe A sowie "bis zu 15 Qualifikationsspiele für die WM 2026 und die EM 2024/28 und die Mehrzahl aller Freundschaftsspiele", live übertragen.

Wegscheider feiert "neue Ära"

Servus-TV-Chef Ferdinand Wegscheider spricht in einer Aussendung von einer "neuen Ära in Österreichs Fußballberichterstattung". Servus TV übertrage als erster Privatsender eine Europameisterschaft live und exklusiv im österreichischen Fernsehen, betont Wegscheider: "Ohne Gebühren, frei Haus." Das stimmt nicht ganz: Rundfunkgebühren fallen für empfangsbereite TV- und Radiogeräte an – wer also über ein Rundfunkgerät Servus TV schaut, sollte auch GIS zahlen.

Trost: "Nicht um jeden Preis"

ORF-TV-Sportchef Hans Peter Trost spielt in der ORF-Aussendung offenbar auf das Gebot von Servus TV für die Rechte an: "Ein verantwortungsvoller Umgang mit den Gebührenmitteln setzt voraus, dass der ORF bei Sportrechten nicht um jeden Preis mitbieten kann. Dem ORF ist es unter Beachtung der gesetzlichen Vorgaben, insbesondere hinsichtlich Wirtschaftlichkeit, Zweckmäßigkeit und Sparsamkeit, dennoch gelungen, die gegenständlichen Rechte langfristig zu sichern" – also für die 42 Spiele der Nationalmannschaft bis 2028. (fid, 1.4.2021)