Bettina Grieshofer vor ihrem Haus in Bad Aussee.

Foto: Grieshofer

Bettina Grieshofer ist derzeit eine gefragte Person. Früh am Morgen hat sie schon Medienanfragen beantwortet, ihre Mailbox geht über, wie sie im Gespräch mit dem STANDARD sagt. Die Steirerin erntet laut eigenen Aussagen viel Zuspruch "für ihren Mut". Andere regt die Haltung auf, könnten sich doch Menschen in ihrer Anti-Corona-Maßnahmen-Haltung bestärkt fühlen.

Grieshofer ist Chefin eines schmucken Boutique-Hotels mit acht Doppelzimmern, eingerichtet nach modernstem Standard, im steirischen Bad Aussee. Personal braucht die 50-Jährige dafür nicht, dafür sorgt die technische Ausrüstung. Wer hinein will, nützt einen Türcode via SMS, die Gäste können dann im Zimmer oder am Balkon frühstücken und kontaktlos wieder auschecken – somit könne alles ganz Corona-gerecht ablaufen.

"Mir reicht es", sagt Grieshofer, die lange in Wien und im Ausland gearbeitet hat, kämpferisch. Eine Million Euro hat sie investiert, nachdem sie das Haus 2019 gekauft, renoviert und im Juni des Vorjahres als Haus Anna Plochl für Gäste geöffnet hat. Ein Dreivierteljahr später kam Corona.

Staatliche Unterstützung reicht nicht

Die Pandemie treffe sie wirtschaftlich hart, sagt Grieshofer. Im November und Dezember bekam sie noch Umsatzersatz – 3.000 Euro. Seit Jänner hat sie für Geschäftsreisende geöffnet. Mit den 3.500 Euro, die sie erwirtschaftet habe, müsse sie jetzt alle Rechnungen begleichen, denn Umsatzersatz hat sie deswegen nicht bekommen: "Um staatliche Unterstützung zu bekommen, muss man ein Umsatzminus von mindesten 40 Prozent vorweisen, meines liegt bei 38 Prozent."

Zugesperrt lassen, das könnten sich die großen Hotels leisten, sagt die Hotelière nüchtern – und fügt an: "Das geht sich alles nicht aus." Sie habe entschieden, ihr Hotel ab sofort nicht nur für Geschäftsreisende, sondern auch für Privatleute zu öffnen. Mit ihrer Aktion wolle sie vor allem eines: wachrütteln. Viele Leute würden jetzt buchen und Geld überweisen, obwohl sie gar nicht kommen werden, sagt Grieshofer. Man wolle sie unterstützen. (rebu, 1.4.2021)