Hugo Portisch ist im 95. Lebensjahr verstorben.

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Wien – Viele heimische Politiker und Journalisten kondolierten Donnerstagnachmittag der Familie und den Freunden der Journalistenlegende Hugo Portisch, dessen Ableben im 95. Lebensjahr Donnerstagnachmittag bekannt geworden war. Der ORF trauert um einen "seiner klügsten Journalisten, Analytiker des Weltgeschehens und einen der vehementesten Proponenten für einen reformierten Rundfunk".

Ohne ihn wäre die Institutionalisierung des unabhängigen Journalismus als wichtige demokratiepolitische Kontrollinstanz jahrelang Chimäre geblieben, teilte das größte Medienunternehmen des Landes in einer Aussendung mit. "Hugo Portisch war einer der bedeutendsten Journalisten in der Geschichte der Zweiten Republik und eine der prägendsten und wichtigsten Persönlichkeiten in der Geschichte des ORF", so ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz. Für Millionen Österreicherinnen und Österreicher sei er über Jahrzehnte der beste Vermittler von internationalen und historischen Zusammenhängen gewesen.

"Wir trauern um den Doyen des österreichischen Journalismus, er war ein Vorbild für Generationen kritischer Journalisten. Keine und keiner erklärte so gut wie er komplizierte politische Zusammenhänge", erklärte Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) und sicherte zu: "Hugo Portisch bekommt ein Ehrengrab der Stadt Wien."

"Welt ins Wohnzimmer gebracht"

Einen der "ganz Großen", einen "herausragenden Journalisten, der uns die Welt ins Wohnzimmer gebracht hat" habe man verloren, bedauerte Vizekanzler Werner Kogler (Grüne). "Er war eine Instanz der politischen Aufklärung und eine engagierte Stimme, die den demokratischen Aufbruch in Osteuropa begleitet hat. Von meiner Jugend an haben mich seine treffenden Analysen, seine markante Art und seine unglaubliche Gabe, die komplexesten Dinge einfach zu erklären, begleitet", würdigte ihn Kogler. "Wir werden seine Stimme und Analysen vermissen."

Eine große, schmerzende Lücke hinterlasse der Tod von Hugo Portisch, reagierte SPÖ-Vorsitzende Pamela Rendi-Wagner. "Ein Jahrhundert-Journalist, eine moralische Instanz, ein standhafter Humanist. Was für ein Leben hat er gelebt. Uns alle hat er bereichert. Meine Anteilnahme gilt seiner Familie und Freunden", so Rendi-Wagner.

"'Österreich II' und später 'Österreich I' haben bei vielen jungen Menschen, wie auch bei mir persönlich, das Interesse für die Auseinandersetzung mit der Zeitgeschichte geweckt und gefördert. Wir verlieren in ihm einen großen Analysten und Kenner der österreichischen Politik, geschätzt und verehrt weit über die Grenzen Österreichs hinaus", ließ Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) wissen.

Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) erklärte, Portisch sei es eindrucksvoll gelungen, "die Geschichte der ersten und der zweiten Republik anschaulich und packend zu erzählen und auch die schwierige historische Frage, wie die große Katastrophe des 20. Jahrhunderts, der zweite Weltkrieg und der Holocaust, zustande kam und welche Rolle Österreich dabei spielte, zu beantworten".

""Als glühender Europäer hat uns Hugo Portisch die Welt ins Wohnzimmer gebracht, der 'Erklärer der Welt', der mit seiner Neugierde und seinem Trieb, hinter die Kulissen zu schauen, alle angesteckt hat", erklärte Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP).

"Hinterlässt großen Schatz"

In Gedanken bei seinen Angehörigen ist auch Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne): "Es ist selten, dass journalistische Beobachter den öffentlichen Diskurs so stark prägen, dass man von einem eigenen Genre, einer eigenen Kunstform sprechen kann. Hugo Portisch hat das vor allem, aber nicht nur mit den Fernsehserien 'Österreich I' und 'Österreich II' geschafft, und er hinterlässt Österreich damit einen großen – auch kulturellen – Schatz." Mit seinen Dokumentationen "Österreich I und II" habe Portisch "für viele junge Menschen den besten und anschaulichsten Geschichtsunterricht geleistet", so auch die Klubobfrau der Grünen, Sigi Maurer.

"Mit Hugo Portisch verlieren wir eine wichtige Persönlichkeit, eine maßgebliche Stimme des gesellschaftlichen Diskurses. Portisch war über Jahrzehnte hinweg einer der wichtigsten Journalisten Österreichs und hat ganze Generationen zur Reflexion über Politik und Geschichte angeregt", erklärte Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ).

"Ich habe wie viele österreichische Journalistinnen und Journalisten einen Freund verloren, die Bevölkerung hat mit dem Tod von Hugo Portisch ihren Geschichtslehrer verloren. Ich darf im Namen der Neos, aber auch ganz persönlich, der Familie dieses großartigen Menschen unser herzlichstes Beileid ausdrücken", erklärte der Neos-Nationalratsabgeordnete Helmut Brandstätter.

Als einer "der wichtigsten und prägendsten Journalisten Österreichs" wurde Portisch am Donnerstag von Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) bezeichnet. Darüber hinaus sei Portisch ein für viele Generationen unverzichtbarer Begleiter und hochkompetenter Erklärer gewesen und habe "unser Geschichtsbewusstsein und unser Weltbild" geprägt. (APA, red, 1.4.2021)